Erfurt - Beim regionalen Hallenmeeting in Erfurt mit internationaler Beteiligung konnten die Veranstalter des ASV Erfurt nicht allzu viele Glanzlichter ausmachen. Neben der Spitzenzeit im 800m-Lauf der WU20 durch die Schweizerin Sonja Andenmatten in 2:11,90 Minuten gehörten u.a. auch die beiden Melsunger Nachwuchshoffnungen Vivian Groppe und Luis Andre zu den rühmlichen Ausnahmen.

Überhaupt stahlen die Melsunger Teenager Vivian Groppe, Ella Gleim und Sophia Hog den anderen Sprinterinnen sowohl über 60 als auch über 200 Meter die Schau und beherrschten in der W14, W15 und U20 souverän das Feld. Dabei konnten besonders die beiden MT-Schülerinnen ihren Aufwärtstrend vom Hallenauftakt in Melsungen mit neuen Bestzeiten fortsetzen.

Vivian Groppe ist inzwischen keine Unbekannte mehr, denn die 14-Jährige kann auf eine erfolgreiche Sprintsaison im Jahr 2018 zurückblicken. Bei den Landesmeisterschaften der W14 sorgte die damals noch 13-Jährige für eine Überraschung, als sie sich Silber über Luis André wuchtete im zweiten Durchgang die Kugel auf 15,53 m.100 Meter (12,72) und Bronze über 60 Meter mit 8,20 Sekunden sicherte. Obwohl sie mit 12,69 Sekunden in der DLV-Bestenliste vertreten ist, wurde sie vom Sprinttrainer des Hessischen Landes-Verband nicht als förderungswürdig anerkannt und nicht in den HLV-D-Kader berufen.

Beim regionalen Hallenmeeting in Erfurt setzte sie das nächste Ausrufezeichen und sorgte über 60 Meter für Begeisterung. Fast fünf Meter vor der Konkurrenz laufend stürmte sie nach 8,04 Sekunden über die Ziellinie und lief die beste Zeit aller Sprinterinnen an diesem Tag. Damit blieb die Schülerin aus Beiseförth bereits im ersten 60m-Lauf mit 0,16 Sekunden deutlich unter ihrem Hausrekord. „Es war ein Rennen nach meinem Geschmack, denn die 8,04 Sekunden, die noch gar nicht auf dem Plan standen, geben mir Mut für die kommenden Wettkämpfe. Lauftechnisch muss ich mich aber verbessern, denn ich habe noch zu viel Vorlage nach der Beschleunigungsphase“, analysierte die schnelle Schülerin selbstkritisch ihren Laufstil. Auch ihre Trainingspartnerin Ella Gleim wollte es wissen und imponierte als W15-Siegerin vor Rebecca Martin (LAC Erfurt, 8,38). Mit großartigen 8,25 verbesserte sie ihren Vorjahresrekord um 0,3 Sekunden.

Den zweiten Streich landete Vivian im 200m-Finale der WU18, wo sie mit einer Sondergenehmigung gegen die zum Teil drei Jahre ältere Konkurrenz antreten durfte. Mit ihrer 60m-Bestleistung im Rücken spulte sie die Hallenrunde ebenfalls in Rekordzeit herunter und ließ Vivan Groppe und Ella Gleim setzten die Akzente im Sprint bei den Schülerinnen.vom Start an auf Bahn drei laufend nie einen Zweifel an ihrer Überlegenheit aufkommen. Mit 26,70 Sekunden ließ sie Marina Zachartschuk, die im Sommer bereits mit 26,80 notiert wurde und eine Bahn vor ihr lief, eingangs der zweiten Kurve regelrecht stehen. Die 17-Jährige vom SV Hünfeld belegte in 27,42 den zweiten Platz vor Ella Gleim, die mit 28,17 Sekunden ihre zweite Bestzeit lief.

Die U20-Sprinterin Sophia Hog konnte nicht so strahlen wie Vivian und Ella. Für die 19-Jährige, die beim Abschlusstraining einen noch besseren Eindruck als ihre beiden Trainingspartnerinnen hinterließ, war eine 60m-Zeit um acht Sekunden eingeplant. Aber Sophia hatte bei diesem Kräftemessen ihre Nerven nicht im Griff. Sie konnte ihre Leistung nicht abrufen, weil sie technisch nicht gut und viel zu verkrampft lief. Trainer Alwin Wagner ist davon überzeugt, dass es bei ihr eine Kopfsache ist, denn ihr Glaube, nicht an die acht Sekunden heranlaufen zu können, dominierte vielleicht im Startblock ihre Gedankenwelt. Dennoch siegte Sophia Hog mit 8,21 Sekunden vor Katharina Markovic (Erfurt, 8,60) und Franziska Ebert (8,71 Sek.), die von ihrer früheren Schnelligkeit sehr viel eingebüßt hat.

Einen dreifachen Erfolg in der U20 gab es für die MT-Teenager Sophia Hog (27,26), Franziska Ebert (28,21) und Lynn Olson (28,79) über 200 Meter. Dreißig Minuten später stellte sich Lynn Olson Sonja Andenmatten, die die vier Hallenrunden unter 2:10 Minuten zurückzulegen wollte. Aber die Schweizer 800m-Jugendmeisterin lief zu langsam an und kam erst nach 2:11,90 Minuten ins Ziel. Für Lynn, die das vorausgegangene Rennen noch nicht ganz vertaut hatte, war der 800m-Lauf nach langer Verletzungspause ein Ausdauertest, den sie mit 2:38,12 Minuten auch bestand.

Luise Zieba, die deutsche W35-Hallenmeisterin über 3000 Meter, holte sich den 800m-Sieg nach guten 2:30,50 Minuten bei den Frauen. Luise Zieba war zum Auftakt der Hallensaison mit ihrer 800m-Zeit von 2:30,50 Minuten sehr zufrieden.Die Seniorin aus Spangenberg benötigte für die erste Runde 35 Sekunden, wurde nach der Hälfte des Rennens mit 74 Sekunden notiert und lief nach 1:52 Minuten in die letzte Runde. „Das war für mich ein guter Einstieg in die Hallensaison, die mit dem 3000m-Lauf bei der Hallen-WM Ende März im polnischen Torún ihren Höhepunkt haben soll.

Dass Luis André bei seinen Starts im Kugelstoßen und Diskuswerfen stets für ein gutes Ergebnis sorgt, ist man gewohnt. Auch in Erfurt war Deutschlands bester M13-Kugelstoßer so dominant wie eh und je. Für seinen Einstieg in die Hallensaison hatte er sich die Verbesserung seines Hallenrekordes von 15,23 m vorgenommen. Sowohl beim Einstoßen als auch im Wettkampf wuchtete er die 3kg-Kugel reihenweise über die 15m-Marke und setzte im zweiten Durchgang mit der Verbesserung des Kreisrekordes auf 15,53 Meter auch in der Landeshauptstadt von Thüringen das Glanzlicht. Am Ende lag der 13-Jährige 5,74 Meter vor Philipp Stephan aus Rudolstadt. Kilian Krah sorgte zu Beginn der Veranstaltung mit seinem Weitsprungsieg von 4,68 Meter für eine respektable Leistung und belegte über 60 Meter mit 8,80 Sekunden hinter Vincent Funke (Erfurt, 8,77) den zweiten Platz.

Zu den Enttäuschungen aus Melsunger Sicht gehörte das Auftreten von Yannick Schleider und Uwe Krah. Während der 17-Jährige, der im Wintertraining seine Sprintfähigkeit enorm verbesserte, seine Chance über 60 Meter nicht nutzen konnte und wegen eines Fehlstarts disqualifiziert werden musste, blieb Senior Uwe Krah deutlich hinter seiner erwarteten Leistung im Kugelstoßen zurück. Zwei Tage vorher hatte er angekündigt, die Männerkugel über 13 Meter stoßen zu wollen. In Erfurt kam er mit der 1kg leichteren Seniorenkugel nur auf 12,38 Meter und musste feststellen, dass es bei ihm eine große Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit besteht.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner