Felsberg - Der Wettergott meinte es nicht gut mit den Leichtathleten, die mit den Kreismeisterschaften in Felsberg die Freiluftsaison für das Jahr 2019 im Schwalm-Eder-Kreis eröffneten. Diese Meisterschaften werden als die kältesten Titelkämpfe seit ihrer ersten Durchführung im Jahr 1950 eingehen.

Zu Beginn der Wettkämpfe zeigte das Thermometer im Felsburgstadion ganze zwei Grad. Auf dem nahe gelegenen Heiligenberg war sogar Schnee auf den grünen Blättern zu erkennen. Trotz dieser arktischen Temperaturen ließen sich 128 Leichtathleten aus 17 Vereinen nicht Drei 100m-Kreismeisterinnen der MT Melsungen- Ella Gleim (WU20), Katharina Wagner (Frauen) und Nele Schmoll (WU18).abschrecken und ermittelten vier Stunden lang ihre Meister im Sprint, auf der Mittelstrecke und in den Staffeln sowie im Hoch- und Weitsprung. „Seit 1963 war ich als Wettkämpfer, Funktionär oder Trainer bei fast allen Titelkämpfen dabei, aber so kalt wie in diesem Jahr war es noch nie“, sagte Alwin Wagner, der seinen Schützlingen riet, mit langer Hose zu laufen und am Start vorsichtig zu reagieren, um sich nicht zu verletzen.

Erfolgreichster Verein war wieder einmal die Melsunger Turngemeinde, die von den 26 Titeln, die bei den Männern, Frauen und Jugendlichen vergeben wurden, 18 Siege einheimsten. Mit drei ersten Plätzen belegte der TSV Remsfeld den zweiten Rang vor dem LTV Neukirchen und dem Tuspo Borken, die jeweils zweimal erfolgreich waren. Einmal trug sich der TuS Fritzlar in die Siegerliste ein.

Die MT-Athleten überzeugten vor allem in den Sprintwettbewerben, wobei die MT-Sprinterinnen sowohl über 100 als auch über 200 Meter ihre Vormachtstellung im Schwalm-Eder-Kreis weiter ausbauten. Für die Entscheidungen bei den weiblichen Teilnehmern hatte der Ausrichter für Spannung gesorgt, weil er mit Katharina Wagner (Frauen), Ella Gleim (WU20) und Nele Schmoll (WU18) die drei schnellsten Läuferinnen aus unterschiedlichen Altersklassen gemeinsam in einen Lauf starten ließ.

Die 15-jährige Ella Gleim erzielte sowohl über 100 als auch über 200 Meter die Tagesbestzeiten.Den besten Start erwischte Nele Schmoll, doch bei Streckenmitte hatten Ella Gleim und Katharina Wagner aufgeschlossen und stürmten im letzten Drittel an Nele Schmoll vorbei. Mit einem kaum sichtbaren Vorsprung durchbrach Ella das elektronische Zielband vor Katharina und Nele. Das MT-Trio legte bei dieser eisigen Kälte mit 13,24, 13,28 und 13,32 Sekunden einen soliden Saisoneinstieg hin. „Wenn man diese Bedingungen, nur vier Grad und eine nasse Bahn, berücksichtigt, dann kann man vor diesen Leistungen nur den Hut ziehen“, sagte Alwin Wagner, der betonte, dass weitere Sprintduelle in der noch jungen Saison vorprogrammiert sind. Dann nämlich, wenn die erkrankte Sophia Hog und Nele Grenzebach, die sich beim Volleyball am Sprunggelenk verletzte sowie Franziska Ebert hinzukommen. Ganz abgesehen von Vivian Groppe, die bei diesen Meisterschaften in der Schülerklasse an den Start ging und mit ihrem explosiven Finish über 100 Meter mit 13,07 Sekunden ihre Ausnahmestellung im Schwalm-Eder-Kreise nur andeutete.

Auch über 200 Meter war das siegreiche 100m-Sprint-Trio nicht zu bezwingen. Erneut setzte sich die 15-jährige Ella Gleim (27,40) vor Marvin Knaust, Doppelsieger über 100 und 200 m der MU20, Michael Hiob (Sieger in der Männerklasse) und der verbesserte Tristan Krah.Katharina Wagner (27,62) und Nele Schmoll (27,84 Sek) durch. Die viertschnellste 200m-Zeit der weiblichen Teilnehmer lief Franka Scheuer (Borken) mit 28,31 Sekunden.

Vor dem 800m-Meisterschaftsrennen der Frauen und weiblichen Jugend hatte Alwin Wagner eine Siegerzeit um 2:35 Minuten für Luise Zieba und die Jugendliche Lynn Olson vorausgesagt. Die Seniorin aus Spangenberg sorgte aber gleich zu Beginn für ein flottes Anfangstempo und legte die erste Runde in 75 Sekunden zurück. Lynn Olson bemühte sich vergeblich um den Anschluss und musste schon bald abreißen lassen. Obwohl Luise zum Schluss des Rennens noch etwas an Tempohärte vermissen ließ, zeigte sie sich mit ihren 2:32,16 Minuten sehr zufrieden. „Bei den hessischen Seniorenmeisterschaften in Hofgeismar werde ich versuchen, die 5000 Meter unter 20 Minuten zu laufen“, sagte die Gartenbautechnikerin.

Lynn Olson, U20-Vizemeisterin über 100 Meter, sicherte sich mit 2:37,48 Minuten den Titel in der weiblichen Jugend A. Vorher holte sie sich als Startläuferin mit Vivian Groppe, Ella Gleim und Nele Schmoll den Titel in der 4x100m-Staffel in dieser Altersklasse. Mit 52,09 Sekunden verpasste dieses Quartett nur um 0,09 Sekunden den vorgegebenen Vereins-Richtwert für die Teilnahme an den hessischen Meisterschaften.

Katharina Wagner sichEinen ganz knappen Einlauf gab es über 100m, wo sich Ella Gleim gegen Kati Wagner und Nele Schmoll durchsezten konnte.erte sich mit 4,97 Meter ihren dritten Titel an diesem Tag und gehörte damit zu den erfolgreichsten Teilnehmerinnen dieser Veranstaltung. Das ist besonders bemerkenswert, weil sie während ihres Masterstudiums für Kunstvermittlung und Kulturmanagement an der Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf kaum zum Trainieren kommt.

Auch Nele Schmoll hätte gern wie Katharina und Ella Gleim den Titel im Weitsprung gewonnen. Aber mit 4,72 Meter lag sie am Ende acht Zentimeter hinter der Favoritin Malin Wagner (Remsfeld), die im Vorjahr mit unzulässigem Rückenwind bereits 5,18 Meter gesprungen war.

Maya Knaust (MT Melsungen) lieferte sich ein spannendes Rennen über 800 Meter mit Paula Stuckhardt (SC Steinatal). Am Ende setzte sich die 15-jährige Schülerin aus Felsberg, die sich bereits über 100 Meter stark verbessert zeigte, mit 2:49,00 Minuten vor Stuckhardt (2:50,12) durch.

Die Männer-Wettbewerbe waren sehr ausgeglichen. Neben der MT Melsungen holten sich auch TuS Fritzlar durch Paul-Simon Reiß (800 m), LTV Neukirchen (Hochspringer Magnus Riebeling) und der TSV Remsfeld (Weitspringer Konstantin Abermet) je einen Titel. Nachdem der groß in der Presse angekündigte Daniel Malychin (ESV Jahn Treysa) bei dieser sibirischen Kälte auf einen Start in Felsberg verzichtete, war für Michael Hiob der Weg frei, so dass dem 22-Jährigen 12,28 Sekunden zum Titel genügten.

In der männlichen Jugend der U20 bestimmten die beiden Melsunger Athleten Marvin Knaust und Yannick Schleider die Wettbewerbe. Während Marvin Knaust die Sprintwettbewerbe beherrschte, überzeugte Yannick Schleider in den Sprungdisziplinen. Zu Beginn der Veranstaltung gab es für die MT Melsungen sogar einen dreifachen Triumph im 100m-Lauf. Marvin Knaust holte sich nach einem überzeugenden und imponierenden Lauf mit 11,90 Sekunden den Titel. Hinter ihm stürmten innerhalb eines Meters Yannick Schleider (12,00) und Tristan Krah (12,12) als Zweiter und Dritter vor Nils Feldmann (14,07) über die Ziellinie.

Yannick Schleider überraschte im Weitsprung mit seiner Steigerung auf 6,13 Meter.Auch im 200m-Finale stellte sich der 18-jährige Marvin, der in Marburg Jura studiert, unerwartet stark vor und jagte mit einem locker aussehenden Lauf, ohne einen Moment nachzulassen, durch die Kurve, wo er mit einem großen Vorsprung auf die Zielgerade einbog. Mit 24,23 Sekunden nahm er seinen Trainingspartner Yannick Schleider (24,90) mehr als eine halbe Sekunde ab. Dafür überzeugte der Fachoberschüler im Weitsprung und hielt das, was er mit seinen Leistungen im Training versprach. Claudius Trebing (Borken) führt die MU18- Weitsprung-Kreisbestenliste 2018 mit 6,00 Meter vor Schleider (5,90 m) an. Als die Sonne hinter den Wolken hervorkam, schlug die Stunde von Yannick. Sein erster Versuch mit 5,78 m, jedoch weit vor dem Absprungbalken abgesprungen, ließ seine Möglichkeiten erahnen. Wenn auch noch nicht die Gewissheit aufkam, dass dies ein Anfang gewesen sein könnte. Aber im dritten Durchgang traf er den Balken schon recht gut und blieb bei leichtem Rückenwind von 0,3 m/sec trotz einer verbesserungswürdigen Landung mit 6,13 m um 23 Zentimeter über seinem Hausrekord. Claudius Trebing blieb mit 5,79 Meter nur der zweite Platz.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner