Baunatal - Erneut hatten die Leichtathleten mit dem Wetter Pech, denn bei den nordhessischen Meisterschaften über 400 und 1500 Meter sowie in den Staffelwettbewerben, die in das Baunataler Abendsportfest integriert waren, war es nicht nur viel zu kühl. Auch der Regen verhinderte bessere Leistungen. Die Leichtathleten der MT Melsungen sicherten sich an diesem Abend drei Meisterschaften. Lynn Olson und Yannick Schleider (beide MT 1861 Melsungen) holten sich zu Beginn die 400m-Titel in der U20.

Spannender war es im Staffelwettbewerb über 4x100 Meter der Frauen, wo mit der Startgemeinschaft Baunatal, der LG Eder sowie der LG Reinhardswald und der MT Melsungen vier Teams um die Nordhessenmeisterschaft liefen. Im MT-Aufgebot standen mit der 14-jährigen Vivian Groppe und den beiden 15-jährigen Sprinterinnen Ella Gleim und Nele Schmoll zwei weitere Schülerinnen von der Gesamtschule in Melsungen. Schlussläuferin war die 19-jährige Sophia Hog, die am Morgen noch im Melsunger Waldstadion ihr Sportabitur ablegte. Dieses junge Team konnte bei soliden Wechseln um die Meisterschaft mitlaufen, denn alle vier Teams hatte die Chance zu gewinnen. Ein wirklich überlegenes Frauen-Quartett gab es nicht. Während Melsungen eine läuferische Überlegenheit besaß. waren die drei anderen Mannschaften besser eingewechselt. Aber die MT-Teenager machten ihre Sache gut.

Nele Schmoll jagte als Startläuferin mit Vehemenz durch die erste Kurve und reichte den Staffelstab an Vivian Groppe weiter. Die Schülerin, die bereits einen schnellen und anstrengenden 300m-Lauf in den Beinen hatte, beeindruckte auf der Gegengeraden mit ihrem starken Antritt und stürmte mit Rasanz dem zweiten Wechsel entgegen, wo Ella Gleim auf sie wartete. Die dreifache Kreismeisterin zeigte sich auch in Baunatal gut in Form und reichte nach einem guten Kurvenlauf den Stab an Schlussläuferin Sophia Hog weiter. Gegen die verzweifelt anstürmende Lara Dehnert vergrößerte Sophia mit Kampfgeist ihren Vorsprung bis ins Ziel und verhalf damit dem jungen MT-Quartett zur ersten Nordhessenmeisterschaft in der Freiluftsaison. Leider verhinderte der Regen eine schnellere Zeit. Aber mit 51,13 Sekunden sicherten sich die Melsunger Teenager den anvisierten Titel vor Baunatal (51,88), LG Eder (52,55) und LG Reinhardswald (53,74). Da bekanntlich Konkurrenz das Geschäft belebt, wäre es wünschenswert, wenn zu diesem Quartett noch Nele Grenzebach und Katharina Wagner hinzukommen würden, um dem Saisonziel „eine Zeit unter 50 Sekunden“ näherzukommen.

Im 1500m-Lauf der Männer machte Rene Persch (Niederelsungen) die frühe Tempoarbeit und gab keinem Gegner die Möglichkeit des Davonstürmens. Als das Rennen in die entscheidende Phase kam, setzte sich der in der Jugendklasse großartig auftrumpfende Persch leichtfüßig ab und holte sich nach 4:19:36 Minuten klar vor den beiden Langstreckenläufern Tom Sälzer (Baunatal, 4:23,20) und Lorenz Funck (Melsungen, 4:32,32) den Titel. Den vierten Platz sicherte sich Florian Engel (Vellmar, 4:33,23) vor Nils Wolkonski (Niederelsungen, 4:45,49).
Die besten Melsunger Leistungen an diesem Abend wurden zu Beginn der Veranstaltung durch die beiden MT-Langsprinter Niclas Dittmar und Vivian Groppe über 300 Meter erzielt.

Es regnete Bindfänden als die Schülerinnen vom Starter zu ihren Startblöcken gebeten wurden. Im ersten Lauf hatte sich Emma Bochenek von der LG Alheimer Bebra-Rotenburg in 45,65 Sekunden durchgesetzt und damit für den zweiten Lauf eine nicht allzu schnelle Richtzeit vorgelegt, die es zu unterbieten galt.

Mit Vivian Groppe (42,98) und Emma Scholl (43,41) aus Frankenberg waren die hessische U16-Hallenmeisterin und die Zweitplatzierte am Start. Hinzu kam vom Jahrgang 2005 Josefine Otto, die im Vorjahr für den Tuspo Borken startete und über 100 Meter mit 12,59 Sekunden die schnellste Sprinterin der W14 in Hessen war. Da sie im Jahr 2018 die 800 Meter in 2:31 Minuten zurücklegte und somit die erforderliche Schnelligkeit und Ausdauer besaß, die man für den Langsprint über 300 und 400 Meter benötigt, ging sie als Favoritin an den Start. Weiterhin war mit Holly Okuku (Baunatal) das nächste große nordhessische Talent am Start. Die Tochter der Olympionikin Florence Ekpo-Umoh, die mit einer Bestzeit von 51,13 Sekunden eine der schnellsten 400m-Läuferinnen in Deutschland war und WM-Silber mit der Staffel 2001 in Edmonton und 2002 bei der EM in München sogar die Goldmedaille gewinnen konnte, scheint in die großen Fußstapfen ihrer Mutter zu treten.

Als der Starter diese vier Langsprinterinnen zu ihren Startblöcken bat, regnete es Bindfäden. Viermal mussten sich die Schülerinnen von ihren Blöcken erheben, weil die Patronen durch den starken Regen nass wurden und somit die Startpistole versagte.

Beim fünften Mal klappte der Start und Holly Okuku zeigte schon auf der Gegengeraden, was sie an diesem Abend vor hatte. Mit leichtfüßig langen Schritten legte sie wie die Feuerwehr los und bog nach einem guten Kurvenlauf als Erste auf die Zielgerade ein. Vivian Groppe lag etwa fünf Meter zurück, aber Holly Okuku lief Meter um Meter an Raum gewinnend nach glänzenden 41,19 Sekunden als Siegerin über die Ziellinie. Vivian holte sich mit 42,29 Sekunden überraschend vor Josephine Otto (LAV Kassel, 43,03) den zweiten Platz. Emma Scholl war fast 1,5 Sekunden langsamer als bei den Landesmeisterschaften und kam abgeschlagen mit 44,74 Sekunden nicht über den vierten Rang hinaus.

Anschließend wurden zwei 300m-Läufe der Schüler gestartet. Niclas Dittmar stieg Ende April bei der Bahneröffnung in Bebra mit 41,98 Sekunden in die Freiluftsaison ein. Bei den Kreismeisterschaften am 4. Mai in Felsberg verbesserte er die nordhessische Jahresbestzeit von Laurin Faltis (Baunatal, 41,50) auf 41,40. In Baunatal wollte er diese Strecke zum ersten Mal unter 41 Sekunden zurücklegen.

Der Regen hatte nachgelassen, als der Starter das erste Rennen freigab, in dem Bennet Müller (46,86) und Andre Heider (49,89) für einen Baunataler Doppelsieg sorgten. Im zweiten Lauf starteten die beiden Melsunger Vertreter Niclas Dittmar und Elias Botte. Niclas störte weder die kalte Witterung noch der wieder einsetzende Regen. Auf Bahn drei zog er in einem Tempo davon, dass einem angst und bange werden konnte. Selbst die ein Jahr älteren Fynn-Mikka Böttcher (Vellmar) und Maurica Gautier (Niederelsungen) konnten ihm folgen. Eingangs der Zielgeraden war sein Vorsprung bereits erheblich, so dass über seinen Sieg nicht mehr diskutiert werden musste. Als er über die Ziellinie lief, blieb die Uhr bei beeindruckenden 40,53 Sekunden stehen. Und so gab es für ihn im dritten Rennen die dritte Bestzeit. Wenn er sein Stehvermögen bis zu den Landesmeisterschaften am 1. Juni in Gelnhausen weiter ausbaut, wird er im Finale der besten hessischen U16-300m-Läufern eine Zeit unter 40 Sekunden laufen.

Elias Botte lief mit genau umgekehrter Taktik als Niclas Dittmar. Zunächst ruhig, um in der Schlussphase noch etwas zuzulegen, belegte er in der M14 mit 47,45 Sekunden einen unerwarteten dritten Platz und drückte seinen Hausrekord von Felsberg (48,91) gewaltig nach unten.

Text und Fotos: Alwin J. Wagner