Melsungen - Mehr als 100 Nachwuchsathleten aus vielen nordhessischen Vereinen haben für die Regionalmeisterschaften der U16 und U14, die am Samstag in Bad Sooden-Allendorf stattfinden, ihre Meldungen abgegeben. Für die meisten Nachwuchsathleten ist das Erreichen des Endlaufes oder des Endkampfes das höchste Ziel, denn sie wissen, dass häufig die ersten drei Plätze für andere bestimmt sind. Einige der aufstrebenden nordhessischen Talente versuchen nämlich in den nächsten Wochen die noch höher hängenden Trauben bei den Landes- oder gar deutschen Meisterschaften zu greifen.

Durch die Ausgeglichenheit in manchen Wettbewerben liegt darin zugleich auch die Würze und das Fragezeichen, denn über erfüllte oder enttäuschte Medaillenhoffnungen entscheiden manchmal nur wenige Hundertstelsekunden bzw. wenige Zentimeter.

Alwin Wagner zählt bei diesen Meisterschaften deshalb nicht nur die Plätze eins bis drei, sondern wertet auch die Leistungen seiner Athleten, Niclas Dittmar gehört bei den Regionalmeisterschaften im 100- und 300m-Lauf zum Favoritenkreis.die alle das Finale erreichen müssten und damit die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen. „Ich rechne mit zehn Endkampfplatzierungen und fünf Medaillen. Vielleicht ist sogar die eine oder andere Überraschung möglich“, so Wagner nach dem Abschlusstraining.

Im Vorjahr gab es drei erste Plätze und einen vierten Rang. Vivian Groppe holte sich den 100m-Titel der W14 mit 12,96 Sekunden und Kilian Krah setzte sich im Weitsprung der M13 mit 4,83 m durch. Mit einem Start-Ziel-Sieg überraschte die 13-jährige Pia Gille im 800m-Lauf der W13 und überzeugte mit neuer persönlicher Bestzeit von 2:43,25 Minuten.

Zwölf junge Sprinter ermitteln den M14-Nordhessenmeister über 100 Meter. Klarer Favorit ist Leonard Figge von der Sprinterhochburg des ESV Jahn Treysa, der im Vorjahr über 75 Meter mit 10,50 Sekunden noch klar hinter Niclas Dittmar (MT Melsungen) zurücklag. Aber in diesem Jahr verbesserte sich Figge über 100 Meter auf sensationelle 12,09 und führt mit über 0,3 Sekunden Vorsprung die Meldeliste der nordhessischen Sprintergarde an. Siegeschancen besitzt auch Maximilian Lapp, der bei den nordhessischen Hallenmeisterschaften sich mit 7,99 Sekunden souverän den Titel vor Niclas Dittmar (8,11) holte. Der Melsunger Gesamtschüler, der seit Beginn des Jahres am gezielten Training der MT-Sprintgruppe teilnimmt, drehte Ende April den Spies um und holte sich bei der Bahneröffnung in Bebra den Sieg. Bei einem unzulässigen Rückenwind setzte er sich mit 12,31 zu 12,44 gegen Maximilian Lapp durch. Sollte Kilian Krah seine Bestzeit von Felsberg (13,45) weiter nach unten drücken können, dürfte er im Finale der schnellsten M14-Schüler Nordhessens vertreten sein.

Im 300m-Lauf starten mit Niclas Dittmar und Elias Botte zwei Athleten gegen die ein Jahr ältere Konkurrenz. Laurin Faltis (Baunatal) setzte Ende April bei ungünstigen Witterungsbedingungen mit 41,50 Sekunden ein erstes Ausrufezeichen für die nordhessischen Langsprinter. Zehn Tage beeindruckte Niclas Dittmar bei einem Testwettkampf in Baunatal mit 40,54 Sekunden. Der noch 13-Jährige hofft, dass er diese Zeit im Eilsestadion von Bad Sooden-Allendorf bestätigten oder gar verbessern zu kann. Felix Zeifang, mit 12,40 Sekunden der schnellste Schüler der Als einer der jüngsten Starter hat Linus Schopf sogar eine Chance bei den ein Jahr älteren Schülern sich die Bronzemedaille zu erlaufen.LG Alheimer, hat sich auf der 300m-Distanz ebenso wie Paul Jannis Waikinat (Twiste) noch zurückgehalten. Auch diese beiden sind in der Lage, eine Zeit um 41 Sekunden zu laufen, so dass diese Meisterschaften mit einem weiteren Höhepunkt enden können. Elias Botte soll bei diesen Titelkämpfen eigentlich nur Erfahrungen sammeln. Der 14-Jährige könnte aber vor Lokalmatador Lennart Schulz das Ziel erreichen und somit den fünften Platz belegen, wenn er sich das Rennen richtig einteilt.

Philipp Grummann (Arolsen) führt die Meldeliste der M14-Weitspringer mit 4,96 m an. Kilian Krah, der sich im Vorjahr überraschend den Titel mit 4,83 m sicherte, befindet sich nach Aussage seines Vaters in einer hervorragenden in Form und könnte nach seinen beiden Meisterschaften im Kugelstoßen und Speerwerfen seinen dritten nordhessischen Titel in diesem Jahr gewinnen. Aber es wird nicht einfach, denn auch Jonas Neuenroth (B S A) und Maximilian Lapp rechnen sich eine Titelchance aus.

Wird im 800m-Lauf der M15 dem Temporennen der Vorzug gegen ein reines Taktikrennen gegeben, dann führt der Weg über Aaron Kowala (Baunatal), der mit 2:17,82 Minuten vor Paul Hilbert (B S A, 2:20,58) die Meldeliste anführt. Den dritten Rang strebt der Weitspringer Philipp Grummann an. Maximilian Hartmann (MT) müsste schon persönliche Bestzeit laufen, um Rang von vier bis sechs zu belegen.

Mit Noah Becker wächst wieder eine Mittelstrecken-Hoffnung in Nordhessen heran. Wenn er behutsam aufgebaut wird, kann er in die großen Fußspuren seines Vater Uwe treten. Der Schüler vom Jahrgang 2008 peilt nicht nur den Sieg, sondern auch eine 800m-Zeit unter 2:30 Minuten Wenn Maybritt Böttcher im 800m-Lauf der W15 unter 2.40 Minuten bleibt, kann sie vielleicht mit einer Medaillen nach Melsungen zurückkehren.an. Das ist möglich, denn der 11-Jährige besitzt trotz seiner jungen Jahre schon Kampfkraft, Tempohärte und Spurtvermögen. Linus Schopf (MT Melsungen), ebenfalls Jahrgang 2008, hat sich in diesem Jahr nicht nur auf der Mittelstrecke enorm verbessert. Mit einer Zeit unter 2:40 Minuten kann der Junge aus Felsberg im Wettbewerb mit den ein Jahr älteren Ausdauerspezialisten mit der Bronzemedaille liebäugeln.

Auch die Melsunger Schülerinnen haben gute Endkampfchancen und für manche ist sogar der Gewinn einer Medaille möglich. Sicher werden die Endläufe der WU16 über 100 und 300 Meter zwei absolute Höhepunkte werden. Mit Carolin Schlung (BSA) und Holly Okuku (Baunatal) sind zwei Schülerinnen am Start, die zurzeit auch über die hesssische Landesgrenze hinaus für positive Schlagzeilen sorgen. Trotz dieser starken Konkurrenz möchte Vivian Groppe bei der Medaillenvergabe auf beiden Strecken ein Wörtchen mitreden. Die 14-Jährige befindet sich zurzeit im Aufbautraining für die Landesmeisterschaften in Gelnhasuen und möchte dort zum ersten Mal die 100 Meter unter 12,40 Sekunden laufen und die 300 Meter unter 42 Sekunden zurücklegen.

In ihrer Altersklasse sind über 100 Meter 17 Sprinterinnen gemeldet. Und über die Favoritenrolle von Carolin Schlung sind sich ihre 16 Gegnerinnen im Klaren. Für sie geht es in erster Linie darum, das Finale zu erreichen und dann eventuell den zweiten und dritten Platz hinter ihr zu belegen. Auch wenn die eine oder andere sicherlich einen Funken Hoffnung in sich trägt, das große Sprinttalent aus Bad Sooden-Allendorf besiegen zu können, dürfte die Ausnahmesprinterin von der Werra nicht zu schlagen sein. Vor zwei Jahren war sie als 13-Jährige mit 12,46 Sekunden Deutschlands schnellste Sprinterin bei den ein Jahr älteren Schülerinnen. Im Vorjahr kam sie nicht so recht in Tritt und beendete die Saison mit 12,66 Sekunden. Bei den hessischen Hallenmeisterschaften 2019 in Stadtallendorf zeigte sie sich wieder verbessert und holte sich den 60m-Titel mit herausragenden 7,75 Sekunden. In Monaco eröffnete sie die Freiluftsaison mit 12,47 Sekunden, womit sie die Meldeliste souverän vor Linea Hinz (Kassel, 13,06) anführt. Vivian Groppe muss bei der Verteilung von „Silber“ und „Bronze“ besonders auf Alicia Stehl (Gilserberg) aufpassen, die bei den Meisterschaften des Schwalm-Eder-Kreises mit 13,12 Sekunden – nur einen Wimpernschlag Welchen Platz und vor allem welche Zeiten werden für Vivian Groppe in BSA notiert?hinter Vivian (13,09) notiert wurde. Kann Alica Stehl diese Zeit von Felsberg, die bei einer Temperatur von fünf Grad erzielt wurde, noch einmal verbessern? Damit würde sie in die Rolle einer Medaillenkandidatin hineinwachsen. Gute Chancen auf Silber oder Bronze hat auch Sophia Schiffmann. Die Schülerin aus Korbach holte sich bei den nordhessischen Hallenmeisterschaften den 60m-Titel mit 8,04 Sekunden und ist deshalb ebenfalls für eine Zeit unter 13 Sekunden gut.

Im 300m-Lauf der W15 wird die beste Leistung der gesamten Veranstaltung erwartet. Ginge es nach dem Ergebnis des letzten Rennens, das vor einer Woche im Rahmen der nordhessischen Meisterschaften der Männer und Frauen im Baunataler Parkstadion ausgetragen wurde, wäre die Frage nach dem Ausgang in Bad Sooden-Allendorf gar nicht erst zu stellen. Es bliebe nur die Überlegung, wer Zweite, Dritte oder Vierte wird. Die Überlegenheit von Holly Okuku (Baunatal), die mit 41,19 Sekunden die DLV-U16-Liste anführt, ist frappierend. Die Tochter der Olympionikin Florence Ekpo-Umoh, die eine der schnellsten 400m-Läuferinnen in Deutschland war, scheint in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Gespannt darf man auf den Lauf von Amelie Wachsmuth (BSA) sein, die mit einer Steigerung auf 42,02 Sekunden in der Meldeliste steht und damit sogar noch 0,07 Sekunden schneller war als die hessische Schüler-Hallenmeisterin Vivian Groppe.

Eine Medaillenchance besitzt auch Maybritt Böttcher (MT Melsungen) im 800m-Lauf der W15. Während Lotta Vollmer (Kassel) im Vorjahr die 800 Meter in 2:37,11 Minuten lief, holte sich Maybritt bei den diesjährigen Kreismeisterschaften den Sieg nach 2:39,44 Minuten. Was sind die Unterschiede von zwei oder drei Sekunden bei der Meldeleistung im Lauf über zwei Stadionrunden wert? Sie können alles oder nichts bedeuten. Aber Maybritt, die noch vor einem Jahr über drei Minuten für diese Strecke benötigte, könnte bei der Vergabe der Medaillen ebenso dabei sein wie Michelle Kapaun (Steinatal), Hanna Nitschke (Hess. Lichtenau) und Lea Kolberg aus Korbach.

Auch Alessia Oglialoro (MT Melsungen) wird nach ihrem Sieg bei den Kreismeisterschaften mit persönlicher Bestzeit von 2:51,27 Minuten ein Medaillenrang im Lauf der W13 zugetraut. Während Aliya Fenner (Jahn Treysa) mit 2:27,38 Minuten die Meldeliste vor Mia Becker (Vellmar, 2:30,00) anführt, könnte es zwischen Alessia und Greta Hegenbart (Steinatal) wie schon beim Felsberger 800m-Finale zu einen spannenden Duell um Rang drei kommen. Bei den Kreismeisterschaften trennten die beiden nur 0,24 Sekunden.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner