Bad Sooden-Allendorf - Das Abschneiden der jungen Melsunger Leichtathleten bei den Regionalmeisterschaften der U16 in Bad Sooden-Allendorf war nicht nur gut: es war hervorragend und glanzvoller, als selbst Optimisten vorher geglaubt hatten. Vivian Groppe sorgte mit ihren Zeiten über 100 Meter (12,25) und 300 Meter (41,39) für zwei Glanzlichter. Aber auch der noch ein Jahr jüngere Niclas Dittmar bestätigte mit seinen beiden Titeln im 100m-Finale (12,30) und über 300 m (41,86) den guten Eindruck, den er in den letzten Wochen hinterlassen hatte.

Überhaupt wuchs die kleine MT-Delegation mit den sieben Nachwuchsathleten über sich hinaus und so gab es Bestleistung am laufenden Band. Mit drei Siegen, vier Vizemeisterschaften und einen dritten Platz tankten die Wagner-Schützlinge im neuen „HM-Trikot“ wertvolles Selbstvertrauen für die Landes- und Süddeutschen Meisterschaften, denn jeder MT-Starter belegte mindestens einen Medaillenplatz.

Als erste Starterin der MT Melsungen stellte Vivian Groppe ihr Talent auf der Sprintstrecke unter Beweis. Nachdem im ersten von zwei Vorläufen Janina Jakob (Vellmar) 12,95 Sekunden vorlegt hatte und sich für das Finale mit Charlotte Imming (Kassel, 13,25), Alicia Stehl (Gilserberg, 13,35) und Lea Kolberg (Korbach, 13,81) qualifizieren konnte, folgte im zweiten 100m-Vorlauf der gewaltige Paukenschlag durch die MT-Sprinthoffnung. Bei einem Rückenwind von 0,9 Meter pro Sekunde erwischte sie einen guten Start und ließ sich bis ins Ziel nicht mehr von der HLV-Jahresbesten Carolin Schlung (12,47 Sek.) einholen.

Auch die nordhessische Hallenmeisterin Sophia Schiffmann (Korbach) musste die Klasse von Vivian Groppe anerkennen, die diesen Vorlauf nach großartigen 12,25 Sekunden beendete. Unglaublich, denn diese Zeit war besser, als Alwin Wagner zu Saisonbeginn als Jahresziel mit „unter 12,30“ eingeplant hatte. „Vivian befindet sich zurzeit noch im Aufbautraining für die Landesmeisterschaften und soll im Juni in Gelnhausen mit einer Zeit unter 12,40 auf einen Medaillenplatz landen“, sagte Wagner und schüttelte immer wieder seinen Kopf. Er kann es bis heute nicht verstehen, dass der Cheftrainer „Sprint“ im Hessischen Leichtathletik-Verband Vivian Groppe nach ihrer guten Hallensaison immer noch nicht förderungswürdig hält. Wagner hätte gern die Erfahrung und Kompetenz von David Corell in sein Training eingebaut. „Vielleicht könnte Vivian bei einer Zusammenarbeit mit dem Landestrainer jetzt schon Zeiten unter 12 Sekunden laufen“, betonte Wagner, der eine solche Zeit erst nach einem behutsamen Aufbau im Jahr 2021 für seine schnelle Sprinterin auf dem Plan hat.

Gespannt wartete man auf das 100m-Finale der WU16. Doch mit der Spannung verlor Vivian auch ihre Lockerheit. So entschied der Start dieses Meisterschaftsfinale. Carolin Schlung hatte die bessere Reaktion und verteidigte ihren knappen Vorsprung bis ins Ziel. Bei einem Gegenwind von 1,0 m/sec setzte sie sich mit 12,39 vor Vivian (12,48) durch. Den dritten Platz sicherte sich Sophia Schiffmann (12,93) vor Linnea Hinz (13,03) und Charlotte Imming (beide Kassel, 13,36). Enttäuschend der sechste Rang von Alicia Stehl mit 13,46 Sekunden, denn die Schülerin aus Gilserberg belegte bei den Kreismeisterschaften in Felsberg nur 0,05 Sekunden hinter Vivian Groppe den zweiten Platz und wurde bei einer Temperatur von nur vier Grad mit 13,12 Sekunden notiert.

Im 300m-Finale der U16, mit der die Meisterschaften beendet wurden, gab es den zweiten großen Auftritt an diesem Nachmittag von Vivian Groppe. Bei der Bahneröffnung in Bebra hatte sich die hessischen Hallenmeisterin (42,98) auf 42,09 Sekunden verbessert und strebte in Bad Sooden-Allendorf zum ersten Mal eine Zeit unter 42 Sekunden an. Aber die Favoritenrolle lag nicht bei ihr, sondern bei Amelie Wachsmuth (SSC Bad Sooden-Allendorf), die sich in der Zwischenzeit auf 42,02 verbessert hatte. Und so lief die Lokalmatadorin auf der Bahn fünf ein Rennen auf Biegen und Brechen, doch Vivian ließ sich nicht abschütteln. Im Gegenteil, sie bog auf Bahn drei laufend mit einem Vorsprung von etwa vier Metern als Erste auf die Zielgeraden ein, nachdem sie bei der 200m-Marke mit einer Zwischenzeit von 27,0 Sekunden gestoppt wurde. 40 Meter vor dem Ziel sah es so aus, als ob A. Wachsmuth, die sich nur auf dieses 300m-Rennen konzentriert und auf den Sprint verzichtet hatte, von hinten noch einmal kommen würde. Aber es sah nur so aus. Vivian Groppe blieb vorn und holte sich mit 41,38 Sekunden den Sieg. Sie drückte ihre Bestzeit um sieben Zehntelsekunden nach unten und könnte am Jahresende in der DLV-Bestenliste in der TOP-TEN zu finden sein. Auch Amelie Wachsmuth verbesserte sich und bleib mit 41,92 um 0,1 Sekunden unter der alten Bestzeit. Den dritten Platz holte sich Emma Bochenek (LG Alheimer) mit 46,32 Sekunden.

Aber nicht nur Vivian Groppe war bei diesen regionalen Meisterschaften top-fit. Auch die beiden Melsunger Mittelstrecklerinnen Maybritt Böttcher und die zwei Jahre jüngere Alessia Oglialoro zeigten sich von ihrer besten Seite. In dem Rennen der W15, das von Taktik geprägt war, sicherte sich Maybritt (2:40,17) hinter Natalie Hohmann (2:39,84) den zweiten Platz. Um ein Haar hätte die 14-Jährige noch das Rennen gewonnen, aber sie setzte ihren Endspurt auf der Zielgeraden zu spät an, so dass am Ende 0,33 Sekunden zum Sieg fehlten. Den dritten Platz belegte Michelle Kapaun (Steinatal, 2:47,12).

Einen glänzenden Eindruck hinterließ auch Alessia Oglialoro, die hinter den beiden großen Talenten Ilena Freitas (Treysa) und Mia Becker (Vellmar) als Dritte ins Ziel kam. Nach 81 Sekunden für die erste Runde, passierte die sehr locker laufende Schülerin aus Beiseförth die 600m-Zwischenmarke nach 2:04 Minuten und war damit nur zwei Sekunden langsamer als Maybritt Böttcher. Mit einer Bestzeit von 2:51,27 Minuten reiste die 12-Jährige nach Bad Sooden-Allendorf an und strahlte als sie ihre neue Bestzeit von 2:44,33 Minuten erfuhr. Bei den Kreismeisterschaften in Felsberg setzte sie sich äußerst knapp vor Greta Hegenbart (2:51,61) durch. In BSA lag sie über zehn Sekunden vor der Läuferin aus Steinatal. Solche Leistungssteigerungen, solches über das bisherige Maß Hinauswachsen in einem Rennen, in dem nicht nur läuferisches Vermögen, sondern auch die Beherrschung der Nerven und der Einsatz unbeugsamen kämpferischen Willens eine so bedeutsame Rolle spielen, verdienen höchstes Lob.

Die Melsunger Schülerinnen sicherten sich somit einen Titel, zwei Vizemeisterschaften und einen dritten Platz. Noch erfolgreicher waren die MT-Schüler, die sogar auf zwei Titel und drei zweite Plätze kamen. Wie erwartet war Niclas Dittmar der überragende Melsunger. Bereits im ersten von zwei 100m-Vorläufen trumpfte er bei Gegenwind mit 12,40 Sekunden auf. Kilian Krah verbesserte seine Bestzeit auf 13,37 Sekunden und sorgte als Zweiter für einen der beiden Melsunger Doppelsiege. Noch vor Philipp Grundmann (Korbach, 13,92) qualifizierte sich der vielseitige Schüler aus Nentershausen-Süß für das Finale und bestätigte damit seine Nominierung.

Im zweiten 100m-Vorlauf setzte sich Maximilian Lapp (LG Alheimer) mit 12,42 Sekunden knapp vor Luca Scaffidi (LG Reinhardswald, 12,44) durch, so dass ein spannender Endlauf zu erwarten war.

Bei Niclas Dittmar wirkte alles, was er tat, unauffällig. Er hatte keinen spektakulären Start mit einer guten Reaktionszeit, mit dem er sich frühzeitig einen Vorsprung hätte verschaffen können. Er hatte aber auch keinen fulminanten Endspurt, sondern Niclas lief einfach sein Rennen, so gut er konnte. Dennoch war es am Ende keine Überraschung, dass sich der 13-Jährige gegen Maximilian Lapp deutlich durchsetzen konnte. Bis zur Hälfte der Strecke konnte der nordhessischen M14-Hallenmeister über 60 Meter der Melsunger Sprinthoffnung Widerstand leisten, aber auf dem letzten Drittel der Strecke musste er Niclas Dittmar davonziehen lassen. Bei leichtem Gegenwind holte sich der Melsunger Gesamtschüler mit 12,30 Sekunden seinen zweiten Nordhessentitel in diesem Jahr. Maximilian Lapp sicherte sich mit 12,41 Sekunden den zweiten Platz vor Luca Scaffidi (12,51). Kilian Krah lief als Fünfter mit 13,29 Sekunden zum zweiten Mal persönliche Bestzeit.

Das 300m-Finale wurde gemeinsam für die M14 und M15 gestartet, so dass mit dem ein Jahr älteren Felix Zeifang (LG Alheimer) ein U16-Langsprinter am Start war, der die 100 Meter nur 0,03 Sekunden langsamer als Niclas Dittmar lief. Der frisch gebackene 100m-Nordhessenmeister hatte den Auftrag, hinter dem auf Bahn drei laufenden Zeifang zu bleiben und auf der Zielgeraden das Tempo anzuziehen. Niclas hielt sich an die Marschroute, aber er verlor dadurch wertvolle Zeit, die auf dem letzten Drittel der Strecke nicht mehr aufzuholen waren. Mit 41,55 Sekunden holte er sich seinen zweiten Sieg an diesem Tag. Felix Zeifang setzte sich in der M15 mit 42,06 Sekunden vor Lennart Schulz (BSA, 43,95) durch. Elias Botte, der zweite Melsunger Vertreter auf dieser Strecke, startete in BSA, um Erfahrung zu sammeln. Nach seiner Zielankunft konnte man seine große Freude in seinem Gesicht ablesen, denn mit seinem zweiten Platz sorgte er hinter seinem Trainingspartner für einen weiteren MT-Doppelsieg.

Obwohl Kilian Krah seinen Vorjahrestitel im Weitsprung nicht verteidigen konnte, übertraf er zweimal die angepeilte 5m-Marke und holte sich mit 5,19 m die Vizemeisterschaft. Seine starken Unsicherheiten im Anlauf und seine Absprünge vor dem Balken geben Hoffnung auf einen Endkampfplatz bei den Landesmeisterschaften in Gelnhausen. Den Titel holte sich Luca Scaffidi (Reinhardswald) mit 5,46 Meter. Niclas Dittmar, der sich Anfang des Jahres bei der Hallenmeisterschaft mit 5,26 m gegen Scaffidi durchgesetzt hatte, verzichtete bei diesen Titelkämpfen auf den Weitsprung. Hinter Kilian Krah, der sich in diesem Jahr schon die Titel im Speerwerfen und Kugelstoßen bei den Regionalmeisterschaften geholt hatte, belegte Marvin Heenes (LG Alheimer) mit 4,92 Meter den dritten Rang.

Einen besonderen Applaus und hohes Lob verdiente sich auch Maximilian Hartmann im 800m-Lauf der U16. Mit einer Bestzeit von 2:47,39 Minuten, aufgestellt als Zweiter bei den Kreismeisterschaften in Felsberg hinter Leon Ludwig (Geismar, 2,43,76), sollte er in Bad Sooden-Allendorf die erste Runde unter 80 Sekunden anlaufen. Maxi legte die ersten 400 Meter hoch motiviert in 76 Sekunden zurück und musste erst auf der Zielgeraden Tribut für das schnelle Anfangstempo zahlen. Erst 50 Meter vor dem Ziel wurde er von Paul Hilbert (BSA) überholt und auf den zweiten Platz verdrängt. Aber der Melsunger Nordhessen-Cup-Läufer war nicht traurig darüber, denn mit 2:37,69 Minuten blieb er fast zehn Sekunden unter seiner bisherigen Bestzeit, die er in diesem Jahr noch unter 2:30 Minuten drücken möchte.

Text und Fotos: Alwin J. Wagner