Kassel - Die Landesmeisterschaften der Männer, Frauen und U18 mit über 550 Teilnehmern aus 128 Vereinen in Kassel brachten eine attraktive und ansehnliche Mixtur aus Favoritensiegen, Überraschungen, disziplinspezifischen Leistungsschüben und dem eindrucksvollen Aufbegehren der jungen Wilden.

In Abwesenheit der überragenden hessischen Sprinter Kevin Kranz, Michael Pohl und Elias Goer (alle Sprintteam Wetzlar) holte sich Steven Müller (Friedberg) über 100 m (10,54) und 200 m (21,28) die Männertitel. Bei seinem Doppelstart auf der Mittelstrecke gab es für Lukas Abele (Hanau-Rodenbach) die erwarteten Siege über 800 und 1500 Meter.

Aber nicht nur bei den Männern, auch bei den Frauen fehlten mit Rebecca Haase und Lisa Mayer die herausragenden Sprinterinnen, so dass Ella Gleim, zweite von links, gefiel mit einem starken Finish.sich Antonia Schrimpf aus Fulda überraschend den Frauen-Titel mit 12,01 Sekunden sichern konnte. Mit Julia Gerter und Xenia Stolz, die einen Start in Weinheim vorzogen sowie Carolin Schäfer, die als Siebenkämpferin in Götzis starteten, fehlten auch die drei besten Weitspringerinnen des Landes.

Zwei junge, dynamisch und erfolgreiche Athleten setzten die Akzente im Jugendbereich. Während der 16-jährige Marius Karges als Doppelsieger im Kugelstoßen (16,11 m) und Diskuswerfen (55,83 m) beeindruckte, sorgte die zwei Jahre jüngere Holly Okuku (Baunatal) als jüngste Starterin dieser Meisterschaften sogar für die beste Leistung der Veranstaltung. Die 14-Jährige demonstrierte sowohl im 100m-Vor- (12,26), Zwischenlauf (12,10) und vor allem im Finale ihre großes Sprinttalent. Mit 12,04 Sekunden stellte sie für die W14 eine neue hessische Bestzeit auf und verfehlte den Landesrekord der W15 von Antonia Dellert (Seligenstadt, 11,99) nur um 0,05 Sekunden.

Aber auch die Melsunger Leichtathleten zeigten sich gut vorbereitet und überzeugten mit persönlichen Bestzeiten. Nicht am Start waren der verletzte Luis André und die sich auf einer Klassenfahrt befindliche Vivian Groppe, die beide Aussichten auf eine Medaille gehabt hätten.

Luise Zieba gefiel mit einer Steigerung über 5000 m auf 19.24,38 Minuten.Im ersten Wettbewerb der Veranstaltung beeindruckte Luise Zieba im 5000m-Lauf der Frauen. Die 37-Jährige, die sich bei den Seniorenmeisterschaften in Hofgeismar den 5000m-Landestitel mit 19:51,00 Minuten geholt hatte, beeindruckte gegen die zum Teil 17 Jahre jüngere Konkurrenz mit eine starken Laufleistung. Lisa Oed, vor zwei Jahren U20-Siegerin bei der Berglauf-EM und zwei Wochen später U20-Europameisterin über 3000m-Hindernis, drückte erwartungsgemäß dem 5000m-Lauf ihren Stempel auf. Nachdem sie im Vorjahr den Landesrekord auf 16:09,34 gedrückt hatte, reichten ihr in Kassel 17:30,41 Minuten zum ersten Platz. Luise Zieba lief die ersten 1000 Meter in 3:44 Minuten an, wurde nach 2000 Meter mit 7:36 gestoppt und passierte die 3000m-Zwischenmarke nach 11:31 Minuten. Die vierte 1000m-Etappe legte sie in vier Minuten zurück. Aber auf den letzten beiden Runden verschärfte sie noch einmal ihr Tempo und erreichte nach 19:24,38 Minuten das Ziel. Mit dieser Energieleistung blieb sie um mehr als 21 Sekunden unter ihrem Hausrekord, den sie erst im Vorjahr mit 19:45,95 aufgestellt hatte. Da Luise auch im Juli bei den deutschen Seniorenmeisterschaften in Leinefeld-Worbis diese Strecke in Angriff nehmen will, darf man sich auf ein weiteres tolles Rennen freuen.

Bei den Männern lief Lorenz Funck ebenfalls ein überzeugendes 5000m-Rennen. „Das Training in den letzten Wochen hat sich ausgezahlt, Zwei Hoffnungen auf der Langstrecke - Luise Zieba und Lorenz Funck.und das Ergebnis von Kassel macht mir Hoffnung für Bad Oeynhausen, wo ich mich am Pfingstmontag mit einer Zeit unter 15:55 für die süddeutschen U23-Meisterschaften in Koblenz qualifizieren möchte“, meinte der 22-Jährige, der im Vorjahr als beste 5000m-Zeit 16:13,94 Minuten stehen hatte. Fünf Runden hielt er in der Spitzengruppe mit und wurde bei der 2000m-Zwischenmarke mit 6:16 Minuten notiert. Damit war er auf einen Kurs um 15:40 Minuten. Auf dem dritten 1000m-Abschnitt verlor er wertvolle Zeit, weil er Salvatore Sposato (Hanau-Rodebach) nicht überholte und lieber im Windschatten lief. Dadurch verlor er den Anschluss an die Verfolgergruppe, die am Ende unter 16-Minuten blieb. Nachdem er auf dem vierten Abschnitt wieder schneller und mit 3:18 Minuten herausgestoppt wurde, legte Lorenz die letzten 1000 Meter in 3:12 Minuten zurück, so dass er mit 16:08,11 Minuten Platz zehn belegte. Julius Hild (Hanau-Rodebach) setzte sich mit 15:31,26 Minuten vor Alexander Hirschhäuser (Breidenbach, 15:31,61) und Max Fuchs (Reinhardswald, 15:33,00) durch.

Als Debütanten machten die beiden 15-jährigen Sprinterinnen Ella Gleim und Nele Schmoll bei ihren ersten Landesmeisterschaften richtig die 15-jährige Nele Schmoll, die sowohl über 100 als auch über 200 Meter persönliche Bestzeit lief.Freude. Ella, die vor zwei Jahren über 100 Meter noch mit 14,68 Sekunden notiert wurde und im Vorjahr mit 13,12 Sekunden einen großen Leistungssprung machte, hatte sich bei diesen Meisterschaften vorgenommen, die 100 Meter zum ersten Mal unter 13 Sekunden zu laufen. Obwohl sie gut aus den Blöcken kam, hatte sie in der Beschleunigungsphase leichte Schwierigkeiten und brach nach 30 Metern etwas ein. Aber auf der zweiten Hälfte legte sie ein glänzendes Rennen hin und lief nach 12,90 über die Ziellinie, wobei sie noch Annalena Krüger (Friedberg, 12,91) abfing. Das reichte, um sich für den Zwischenlauf zu qualifizieren.

Hoch motiviert und konzentriert wartete sie im Startblock auf den Startschuss. Aber als ihre Konkurrentin neben ihr zuckte, verlor sie ihre Konzentration und konnte dadurch nicht mehr rechtzeitig reagieren. Mit 13,07 Sie belegte Ella den achten Platz und blieb mit dieser Zeit trotz des schwachen Starts immer noch unter ihrem alten Hausrekord. „Ich freue mich, denn ich wollte in Kassel unter 13 Sekunden laufen und mich für den Zwischenlauf qualifizieren. Beides habe ich geschafft“, sagte sie und reiste amElla Gleim und Nele Schmoll imponierten auf der Sprintstrecke. nächsten Tag selbstbewusst mit ihren Eltern und Bruder erneut nach Kassel, wo der 200m-Lauf der U18 auf dem Programm stand.

Ihre Trainingspartnerin Nele Schmoll, die nur einmal in der Woche am Leichtathletiktraining teilnimmt, weil sie ihren Schwerpunkt auf Turnen und Tanzen legt, lief im dritten von fünf 100m-Vorläufen mit 13,04 Sekunden ebenfalls persönliche Bestzeit. Hinter der späteren Endlaufzweiten Charlize Boykin (Frankfurt, 12,23) und der Dritten Carolin Schlung (BSA, 12,48) sowie der Frankfurter U16-Sprinthoffnung, Pia Bott (12,64), belegte sie den vierten Platz. „Ich hatte mir eine Zeit unter 13 Sekunden vorgenommen, aber ich kann auch mit 13,04 kann gut leben!"

Für Sophia Hog, die vor kurzem ihr Abitur ablegte, war im ersten von drei 100m-Vorläufen für die Frauen Endstation. Obwohl ihre Sophia Hog lief in ihrem Vorlauf viel zu verkrampft und blieb mit 13,07 Sekunden bereits im Vorlauf hängen.Trainingsleistungen auf eine Zeit unter 12,80 Sekunden hindeuteten, belegte die 19-Jährige mit 13,05 Sekunden nur Rang fünf. „Ich bin beim Start gestolpert und hätte mich fast hingelegt, danach kam ich nicht mehr richtig in Fahrt“, sagte Sophia Hog selbstkritisch, die erneut nach der Hälfte der Strecke verkrampfte.

Lynn Olson, die nächstes Wochenende in Gelnhausen die Stadionrunde bei den hessischen U20-Meisterschaften unter 64 Sekunden zurücklegen soll, testete im 400m-Lauf der Frauen ihre Sprintausdauer. Lynn lief die ersten 200 Meter mit 30 Sekunden zu schnell an, so dass ihr auf der Zielgeraden die Kraft fehlte, um mit Eva Harr (Friedberg, 62,49) und Henrike Klier (Fulda, 62,64) mitzuhalten. Dennoch blieb sie als Neunte mit 64,05 knapp unter ihrer Jahresbestzeit von 64,11 Sekunden, mit der sie sich Anfang Mai in Baunatal den U20-Titel bei den Regionalmeisterschaften holte.

Am zweiten Tag boten Ella Gleim und Nele Schmoll auch im 200m-Lauf der U18 eine starke Vorstellung. Nachdem sich Nele bei den Kreismeisterschaften in Felsberg mit 27,84 Sekunden den U18-Titel geholt hatte, verbesserte sie sich im Auestadion im zweiten von drei Vorläufen auf 27,07 Sekunden. Ella Gleim, U20-Siegerin von Felsberg mit 27,40 Sekunden, präsentierte sich einen Tag nach ihrer 100m-Bestzeit auch auf der doppelt so langen Strecke in Rekordform. Bei einem Gegenwind von 1,7 Meter pro Sekunde machte sie mit einFabienne Knöpfel belegte im Hammerwerfen der Frauen den achten Rang.em starken Finish einige Meter gut und belegte mit 26,73 Sekunden hinter Charlize Boykin (Frankfurt, 25,34), den zweiten Platz. Dabei überholte sie zunächst Kyra Engel (Langgöns, 26,95) und kurz vor der Zielline auch Stephanie Kleiber (TV Wetzlar, 26,75), die immerhin dem hessischen D-Kader im Sprint angehört. Im 200m-Finale egalisierte Ella Gleim ebenfalls wieder bei Gegenwind ihre Bestzeit von 26,73 aus dem Vorlauf und sicherte sich einen unerwarteten siebten Platz.

Im Hammerwerfen der Frauen blieb Fabienne Knöpfel, die ebenfalls ihr Abitur ablegte und ein Medizinstudium anstrebt, hinter den Erwartungen zurück. Die U20-Athletin, die in dem Feld der "Schwerathletinnen" fast 30 kg "Untergewicht" mitbrachte, hatte mit 34,54 Meter nur einen gültigen Wurf in ihrer Serie und wies mit dem 4kg schweren Hammer erhebliche technische Mängel auf. Im letzten Durchgang wurde sie von Nina Krenzer mit 36,12 Meter noch übertroffen und musste dadurch den schon sicher geglaubten siebten Rang hinter Isabel Weitzel (Jahn Treysa) an die Athletin aus Dietzhölztal abgeben.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner