Siegburg - Siegburg, im Süden Nordrhein-Westfalens gelegen, war für vier Melsunger Leichtathleten am Pfingstmontag eine Reise wert. Mit zwei Siegen sowie großartigen Sprintzeiten über 100 und 400 Meter rückten Vivian Groppe, Nele Schmoll, Lynn Olson und Marvin Knaust mit ihren Verbesserungen in den Bestenlisten weiter nach vorn und lassen für die nächste Zeit noch einiges erwarten.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung sollten die Sprintwettbewerbe der Männer und Frauen stehen, denn der Veranstalter hatte für die drei tagesschnellsten Läuferinnen und Läufer Geldprämien ausgesetzt. Man ging davon aus, dass Felicitas Ulmer und Laura Großhaus (beide Sporthochschule Köln) sowie Lokalmatadorin Michelle Schneider die Prämien unter sich ausmachen würden. Aber Vivian Groppe machte dem Ausrichter einen Strich durch die Rechnung. Ihr Auftritt im 100m-Lauf der U16, wo sie auf Nicole Krieger (Bayer Leverkusen) traf, die sich zehn Tage vorher den 100m-Titel im Landesverband Nordrhein geholt hatte, gehörte sicherlich zu den Höhepunkten in Siegburg. Bei leichtem Rückenwind stürmte die Melsunger Sprinthoffnung souverän vor der Konkurrenz nach 12,29 Sekunden über die Ziellinie. Mit dieser sportlichen Visitenkarte und ihrem imponierenden Auftritt, bei dem sie N. Krieger (12,51) keine Chance ließ, meldete die Schülerin aus Beiseförth nicht nur Ansprüche auf eine Finalteilnahme bei den deutschen U16-Meisterschaften in Bremen an; mit ihrer Zeit war sie auch um 0,01 Sekunden schneller als Michelle Schneider (LAZ Rhein-Sieg), die den dritten Platz bei den Frauen belegt hatte.

In großartiger Form präsentierte sich auch Nele Schmoll. Die 15-Jährige holte sich den Sieg und blieb mit 12,87 Sekunden zum ersten Mal unter 13 Sekunden.Garniert wurde dieser Nachmittag aus Melsunger Sicht durch den großartigen 100m-Sprint von Nele Schmoll, die sich fünf Tage vorher beim Horst-Diele-Gedächtnissportfest in Melsungen auf 13,03 Sekunden verbessert hatte. „Ich will in Siegburg die 100 Meter zum ersten Mal unter 13 Sekunden zurücklegen“, sagte die vielseitige Jugendliche und setzte ihr Vorhaben in die Tat um. Mit 12,87 Sekunden holte sie sich im zweiten Zeitendlauf den Sieg vor Merle Lörcher (LAZ Rhein-Sieg 13,28). Damit unterbot sie die Norm (12,90) für die Süddeutschen U18-Meisterschaften, die Ende Juni in St. Wendel ausgetragen werden und verdrängte ihre Trainingspartnerin Ella Gleim (12,90 sec) vom ersten Rang der aktuellen Kreisbestenliste der U18. Konkurrenz belebt das Geschäft. Auch im Kugelstoßen präsentierte sich die 15-Jährige in einer guten Verfassung und steigerte sich mit der 3kg-Kugel auf 9,81 Meter, was ihr den siebten Rang einbrachte.

Eine Stunde später wuVivian Groppe blieb in ihrem ersten 400m-Lauf mit 59,82 unter einer Minute und lieferte Sina Löbbert (96), U20-Landesmeisterin von Nordrhein, einen spannenden Zweikampf.rden die Viertelmeiler auf die Reise geschickt. In Vorbereitung auf die deutschen U16-Meisterschaften in Bremen sollte Vivian Groppe einen Testlauf absolvieren. Ohne Pardon zog die 14-Jährige in ihrem ersten 400m-Lauf los und bot Sina Löbbert, U20-Landesmeisterin des Verbandes Nordrhein mit 59,25 Sekunden, ein spannendes Duell. Hinter Felicitas Ulmer (Köln, 55,46) und der U20-Siegerin Sina Löbbert (59,67) lief die hessische 300m-Schülermeisterin als Dritte nach 59,82 Sekunden über die Ziellinie. Das brachte ihr den U18-Sieg vor Anisha Steinbach (Köln, 60,31) und Carlotta Winter (Königswinter, 60,59), die im dritten Zeitendlauf am Start waren. Mit der Zeit von 59,82 Sekunden hätte Vivian bei den hessischen U20-Landesmeisterschaften hinter Maren Eberhard (Frankfurt, 59,59) bereits den zweiten Platz belegt. Aber diese Zeit ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange.

Auch Lynn Olson kommt mmer besser in Fahrt. Nachdem sie bei den Landesmeisterschaften mit 62,87 den vierten Platz belegt hatte, verbesserte sie sich in Siegburg als Dritte auf 62,67 und hofft in den nächsten Rennen auf eine 61er-Zeit.

Lynn Olson, dritte von links, kommt immer besser in Fahrt und holte sich mit der Jahresbestzeit von 62,67 Sekunden den dritten Platz.Überzeugend legte auch Marvin Knaust die Stadionrunde zurück und belegte in der U20 mit 53,18 hinter Gabriel Föhr (Maifeld-Pellenz, 53,03) den zweiten Platz. Dabei sind die Leistungen von Lynn und Marvin besser als es das Ergebnis ausdrückt. Beide liefen beherzt an und waren auch nach der letzten Kurve noch auf dem Weg zu einer persönlichen Bestzeit. Aber auf der Zielgeraden blies ihnen ein heftiger Wind von mehr als zwei Meter pro Sekunden ins Gesicht. Lynn und Marvin erfüllten ihr Plansoll, wurden aber mit einem neuen Hausrekord nicht belohnt.

Zwei Tage vorher hatte Vivian Groppe beim Pfingstsportfest in Hünfeld ihren ersten 300m-Hürdenlauf absolviert. Vor diesem Rennen hatte Alwin Wagner sogar Kreisrekordhoffnungen geäußert. „Auch wenn wir dieses Rennen nicht vorbereitet haben, denn ein Hürdentraining stand bisher noch nicht auf dem Programm, sollte Vivian mit ihrer Marvin Knaust gefiel im 400m-Lauf der U20 mit dem zweiten Platz in Siegburg.Schnelligkeitsausdauer eine Zeit unter 48 Sekunden laufen können. Damit könnte sie den 14 Jahre alten Keisrekord von Julia Kühner (Treysa, 47,58) in Gefahr bringen“, sagte ihr Trainer vor dem Rennen.

Aber die hessische 300m-U16-Meisterin zeigte Respekt vor dieser Strecke und lief die ersten 200 Meter mit 33 Sekunden zu langsam an. Auf dem letzten Drittel kam sie noch in Fahrt, aber sie konnte die verlorene Zeit nicht mehr aufholen und lief nach 48,56 Sekunden als Erste ins Ziel. Im 300m-Lauf der U16 belegte Pia Gille mit 48,63 Sekunden den dritten Platz. Auch in diesem Wettbewerb verhinderte der starke Wind eine bessere Zeit.

Lorenz Funck wollte in Hünfeld die letzte Möglichkeit nutzen, um noch auf den Zug für die süddeutschen Nils Milde musste als Schrittmacher alles geben, aber es halb nichts. 2000m vor dem Ziel war Lorenz Funck auf sich allein gestellt.U23-Meisterschaften am 22. Juni in Koblenz aufzuspringen. Dafür musste er über 5000 Meter eine Zeit unter 15.55 Minuten laufen. Nachdem er sich in Kassel bei den Landesmeisterschaften auf 16:08,11 Minuten verbessert hatte, war die Qualifikationsnorm in greifbare Nähe gerückt. Aber der böiger Wind und die letzten fünf Runden auf sich allein gestellt, ließen das Unternehmen „Süddeutsche“ scheitern.

Schrittmacher Nils Milde sollte die ersten drei 1000m-Abschnitte in jeweils 3:10 Minuten laufen. Der erfahrene und erfolgreiche Läufer, der als Lehrer in Hünfeld unterrichtet, lief in 3:10 Minuten an, ging aber total ausgepumpt nach fünf Runden (6:22) von der Bahn. Max Schmitt (Hünfeld), der ebenfalls die Norm für Koblenz laufen wollte, gab nach 3000 Metern (9:37) auf, so dass Lorenz Funck allein gegen die Windböen und die Uhr laufen musste. Für die restlichen 2000 Meter bewies er Kampfgeist und unbedingten Willen. Er kam nach 16:21 Minuten ins Ziel, und lief die letzten 1000 Meter unter 3:20 Minuten.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner