Melsungen - Anfang November veröffentlichte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) die offizielle Bestenliste der Altersklasse M14. In 17 Wettbewerben wurden dort die 30 besten deutschen Nachwuchsathleten des Jahrgangs 2005 gelistet.

Während man im Vorjahr auf der offiziellen DLV-Seite über die M14 lesen konnte „während auf den Sprint- und Laufstrecken einige Talente mit schnellen Zeiten die besten Leistungen aus 2017 deutlich unterbieten konnten, fehlten im Vergleich zum Vorjahr besonders im Wurf die absoluten Top-Weiten“.

Im Vorwort für die DLV-Bestenliste 2019 stand u.a. „In den Bestenlisten der männlichen Jugend M14 stechen im Jahr 2019 zwei Leistungen eines jungen Athleten von der MT Melsungen hervor: Luis André führt sowohl im Kugelstoßen als auch im Diskuswurf die nationalen Ranglisten an – und das mit riesigem Vorsprung: Mit der Vier-Kilo-Kugel (15,81 m) kam er 1,36 Meter weiter als der Rest der Konkurrenz, im Diskuswurf (55,50 m) war er der einzige 50-Meter-Werfer.

In der Tat, nachdem Luis 2018 bereits in der DLV-Bestenliste im Kugelstoßen auf Rang 13 (13,45 m) geführt wurde, verbesserte er sich in diesem Jahr um 2,36 Meter und führt souverän mit 15,81 m vor Moritz Hinrichsen (Weißkirchen, 14,45 m), Yannick Winterhalder (Baar, 14,43 m), Georg Harpf (Ingolstadt, 14,05 m) und Paul Fritzsche (Zwickau, 14,00 m) die deutsche Bestenliste an.

Noch deutlicher ist sein Vorsprung im Diskuswerfen. Mit 55,50 Meter blieb der zweifache süddeutsche Meister mehr als acht Meter über der Vorjahresbestweite von Lukas Schober (Weißig, 47,25 m). Luis schloss in diesem Jahr seine besten zehn Wettkämpfe mit Weiten jenseits der 50m-Marke ab. Für die Konkurrenz schien er sogar in einer anderen Liga zu werfen, denn in der DLV-Bestenliste liegt er als Spitzenreiter 5,59 Meter vor Pascal Kühne (Köstritz, 49,71 m). Auf den weiteren Plätzen folgen mit Ole Mehlberg (Neubrandenburg, 48,24 m), Joshua Stallbaum (Schmiden, 44,46 m) und Korbinian Ziegltrum (LG Mittlere Isar, 43,59 m), vier weitere Athleten, die 2020 bei den deutschen U16-Meisterschaften ein Wort bei der Medaillenvergabe im Diskuswerfen mitreden wollen.

Ohne ein spezielles Training verpasste Luis André im Hammerwerfen mit einer Diskuswurfdrehung mit 38,12 m nur um 0,55 Meter eine TOP-TEN-Platzierung. Da er über eine gute Motorik und Kraft verfügt, wäre er bei einem speziellen Hammerwurftraining mit einem präzisen Bewegungsablauf in der Lage, den 4kg-Hammer mit zwei oder drei Drehungen über die 50m-Marke zu werfen.

Luis André, der im September den 43 Jahre alten Hessenrekord im Diskuswerfen auf 55,50 Meter verbessert hatte, wäre vielleicht schon einige Meter weiter, wenn er sich nicht im HLV-Trainingslager eine schwere Schulterverletzung zugezogen hätte. Nach einer zweimonatigen Pause machte er mit einem dreimaligen Techniktraining pro Woche rasche Fortschritte, die ein Merkmal für seine hohe Begabung und eine wichtige Voraussetzung für seine nachfolgende Entwicklung sein könnte. Hinzu kam noch für den vierfachen Landesmeister seine Motivation und sein Engagement nach den beiden Titeln bei den süddeutschen Meisterschaften. Auf die Frage, welche Rolle die frühen Leistungen und Erfolge im Schüler- und Jugendalter für eine langfristige Entwicklung von Spitzenleistungen spielen, betonte Alwin Wagner, der über 15 Jahre als Trainer für Kugelstoßen und Diskuswerfen im Hessischen Leichtathletik-Verband arbeitete und seit zwei Jahren Luis André behutsam aufbaut, dass zwischen der körperlichen und der Leistungsentwicklung ein großer Zusammenhang besteht. Je größer und biologisch reifer ein Athlet sei, desto größere Vorteile bringe er für viele motorischen Aufgaben mit. Deshalb darf auf die Entwicklung von Luis André im kommenden Jahr gespannt sein.

Neben Luis schaffte es noch ein MT-Athlet aus der Melsunger Talentschmiede in die deutsche Bestenliste der M14. Sprinter Niclas Dittmar, Jahrgang 2005, blieb im Vorjahr in keinem 100m-Lauf unter 13 Sekunden. In der Saison 2019 lief der damals noch 13-Jährige bei den Landesmeisterschaften in Gelnhausen als Überraschungsvierter 12,05 Sekunden, womit er in der DLV-Bestenliste Rang 27 einnimmt.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner