Berlin/Halle - Ihre letzte Wettkampfreise im Jahr 2019 werden Vivian Groppe und Luis André nicht so schnell vergessen. Ursprünglich war nur eine Leistungsdiagnostik am Berliner Olympiastützpunkt geplant. Trainer Alwin Wagner hatte die Idee, auf dem Hinweg an einem Hallensportfest in Halle teilzunehmen, um mit einer persönlichen Bestleistung sich selbst ein Weihnachtsgeschenk zu machen.

Vivian Groppe verbesserte bei diesem Meeting die deutsche U16-Jahreshallenbestleistung über 300 Meter auf 40,90 Sekunden. Ihr Klassenkamerad Luis André, beide Klasse 9 a der Melsunger Gesamtschule, baute seine Führungsposition in Deutschland mit seinem ersten Kugelstoß über die 16m-Marke weiter aus und blieb damit auch in seinem 71. Wettkampf unbesiegt.

Als Volker Zerbe, Geschäftsstellenleiter der Berliner Füchse, von diesen Ergebnisse erfuhr, lud er Vivian und Luis sowie Trainer Wagner zum Vivian Groppe und Luis André trafen im Deutschen Bundestag den ehemaligen Turnweltmeister und heutigen Bundestagsabgeordneten Eberhard Gienger.Bundesliga-Heimspiel der Füchse gegen den TV Wetzlar in die Max-Schmeling-Halle mit VIP-Karten ein, wo die Gäste aus Melsungen im Premium-Seat im VIP-Block im dortigen "Fuchsbau" ein spannendes Spiel verfolgen konnten. Am Ende erkämpften sich die Füchse ein 32:27.

Nach dem Spiel konnte das MT-Trio in der VIP-Lounge nicht nur die Live-Übertragung der Pressekonferenz mitverfolgen, sondern auch die Berliner Stars wie die Nationalspieler Fabian Wiede und Paul Drux hautnah erleben. Mit Michael Müller traf man einen alten Bekannten, der sich in seiner Melsunger Zeit manchmal vor dem eigenen Training auch die Vorbereitung der beiden MT-Leichtathleten anschaute und sich gut daran erinnern konnte. Und mit dem 35-jährigen Silvio Heinevetter konnten die Drei auch den Torwart begrüßen, der in der nächsten Saison das MT-Trikot tragen wird.

Vor dem Spiel war das Melsunger Trio auf Einladung des ehemaligen Bundestagsabgeordneten und früheren Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Verteidigung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Bernd Siebert, zu Gast im Reichstag, wo dessen Büroleiter Müller (Frankenberg) die Gäste aus Melsungen über den Deutschen Bundestag informierte. Als Höhepunkt dieser Führung nahm sich der ehemalige Turnweltmeister am Reckt und heutige Bundestagsabgeordneten Eberhard Gienger (CDU) Zeit für ein persönliches Gespräch. Gienger interessierte sich für die Leistungen der beiden Melsunger Athleten und motivierte sie, ihr Trainingspensum von drei bis viermal pro Woche weiter zu erhöhen, um später auch an den Welt- und Europameisterschaften oder gar Olympischen Spielen teilnehmen zu können.

Auf der Rückreise fuhr man über Chemnitz, wo sich Vivian und Luis bei einem internationalen Hallenmeeting ebenfalls durchsetzen konnten und somit als sportliche Botschafter der Stadt Melsungen zum Jahresabschluss für positive Schlagzeilen sorgten.


Luis André wuchtete die 4kg-Kugel zum ersten Mal über die 16m-Marke

Beim Abendmeeting in Halle wuchtete das Melsunger Kugelstoß-Ass Luis André die 4kg-Kugel zum ersten Mal im Wettkampf über die begehrte 16m-Marke und baute mit 16,06 Meter seine Führungsrolle in Deutschland vor Jakob Frens (SV Halle, 13,94 m) weiter aus. Der 1,94 m große Athlet, der nach einem intensiven Krafttraining ein paar Tage vorher seine Bestleistung im Reißen um zehn Kilogramm steigern konnte, begann mit 15,21 Meter und steigerte sich im vierten Versuch auf die neue Rekordleistung von 16,06 Meter. Mit dieser Super-Leistung hätte der 14-Jährige bereits im Sommer bei den deutschen U16-Meisterschaften in Bremen weitengleich mit Kjell Jokschat (Polizei Eutin) die Silbermedaille gewonnen. Technisch noch verbesserungswürdig, kam er im fünften Durchgang mit einem übergetretenen Stoß noch einmal über die 16m-Marke und untermauerte im letzten Durchgang mit 15,70 Meter seine gute Form. Damit feierte Luis Andre seinen 71. Kugelstoß-Sieg in Folge und verbesserte sich innerhalb eines Jahres mit der 4kg-Kugel um fast drei Meter. Im Dezember 2018 kam der Melsunger Gesamtschüler in Stadtallendorf auf 13,21 Meter und hatte sich für dieses Jahr eine Leistung über 15 Meter vorgenommen.

Auch seine Klassenkameradin Vivian Groppe überzeugte zum Jahresabschluss mit einer weiteren deutschen Jahresbestleistung. Die 15-Jährige, die vor zwei Wochen in Paderborn den 19 Jahre alten 300m-Kreis-Hallenrekord von 42,34 auf 41,12 Sekunden verbessern konnte, beeindruckte in Halle gegen die mitteldeutsche Meisterin Luna Novak mit ihrer Sprintausdauer und setzte sich mit 40,90 zu 41,54 Sekunden souverän durch. Den dritten Rang sicherte sich Emmy Steinbrecher (ebenfalls SC Magdeburg) mit 42,04 Sekunden.

Zwei Tage sp#ter blieb Vivian beim Saison-Abschluss in Chemnitz im Wettbewerb über „30m-fliegend“ mit 3,42 Sekunden deutlich unter der bisherigen Kreis-Hallenbestzeit von Franka Scheuer (Remsfeld), die am 01.12.2018 in Baunatal-Großenritte diesen Kurzsprint mit 3,65 Sekunden gewonnen und sich in das Rekordbuch eingetragen hatte. „Vivian hätte die 30 Meter unter 3,30 Sekunden laufen können, wenn sie an der ersten Lichtschranke bereits ihre Höchstgeschwindigkeit gehabt hätte“, sagte Alwin Wagner, der deshalb im 60m-Lauf auf eine neue Bestzeit seines Schützlings hoffte.

In diesem Wettbewerb der WU18 waren fast 40 Sprinterinnen aus Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Bayern, Hessen und aus dem Ausland gemeldet. Und schon im ersten von fünf Zeitläufen legte Paulina Kubis (Wroclaw) mit 7,89 Sekunden eine „Bombenzeit“ vor, so dass die schnelle U16-Sprinterin aus Breslau sogar mit einer Medaille rechnen konnte. Die Frage war nur: Würde sie am Ende Gold, Silber oder Bronze bekommen?

Im zweiten 60m-Lauf freute sich die 6m-Weitspringerin Serina Riedel aus Zeulenroda, denn mit 7,89 Sekunden egalisierte sie die Zeit der jungen Polin, die sie fünf Minuten vorher vorgelegt hatte. Da im dritten und vierten Lauf die Siegerinnen knapp über acht Sekunden blieben, warteten die Zuschauer und vor allem die Teilnehmerinnen gespannt auf den fünften und damit letzten 60m-Sprint der U18.

Vivian, die auf Bahn zwei laufen musste, eingerahmt von der Polin Anna Grzesiakowska und Nele Rank aus Hof, hatte vor allem starke Konkurrenz von den drei schnellen Mädchen vom LAZ Erdgas Chemnitz. Alle sechs Sprinterinnen kamen gut aus den Blöcken, aber bereits in der Beschleunigungsphase konnte man erkennen, dass Vivian in diesem Lauf nicht zu bezwingen war. Die 15-Jährige imponierte mit einer hohen Schrittfrequenz und lag im Ziel mit ihrer neuen Bestzeit von 7,84 Sekunden deutlich vor Chantal-Beyoncé Schmidt und gewann auch den 60m-Sprint von Chemnitz. Damit schloss sie eine erfolgreiche Saison mit einer neuen Bestzeit über 60 Meter ab und kann mit berechtigten Hoffnungen in den zweiten Teil der Hallensaison ab Januar 2020 blicken.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner