Frankfurt - Am Wochenende stand für Hessens Leichtathleten ein Höhepunkt der diesjährigen Hallensaison auf dem Programm. Mit den Meisterschaften der Männer und Frauen sowie der M/WU18 und den Winterwurfmeisterschaften wurden in Frankfurt die ersten Landestitel im 2020 vergeben.

„Der Hessische Leichtathletik-Verband hat im U18-Bereich seine Stärken eindrucksvoll demonstriert. Aber bei den Männern und Frauen ließ die Beteiligung der Spitzenathleten zu wünschen übrig“, sagte Wagner, der einen kompletten Medaillensatz für seine Athleten vorausgesagt hatte. Am Ende dieser Titelkämpfe konnte er eine noch bessere Bilanz ziehen.

Die Goldmedaille sicherte sich erwartungsgemäß Luis André im Diskuswerfen der M15. Der 14-Jährige hatte das letzte Mal im Oktober mit dem Diskus trainiert und kam erst letzten Sonntag aus dem Winterurlaub zurück, so dass eine gezielte Vorbereitung nicht möglich war. „Ich weiß nicht, wie weit Luis heute werfen wird“, sagte Trainer Wagner, als er von Martin Rumpf, HLV-Vizepräsident Leistungssport, vor dem Luis, Winterwurfmeister im Diskuswerfen der U16.Wettkampf gefragt wurde. Luis, der in Unwissenheit seiner augenblicklichen Leistungsfähigkeit sich zweimal sehr verhalten mit Weiten um 40 Meter einwarf, sagte nach seinem ersten Wettkampf im Jahr 2020: „Ich habe mich nicht ganz frei gefühlt, nachdem ich aus dem Winterurlaub eine fiebrige Erkältung mitbrachte und nach den Ferien noch zwei Tage flach lag, so dass ich ohne Vorbereitung in diesen Wettbewerb ging“.

Der amtierende süddeutsche Meister legte morgens um 09.30 Uhr bei Temperaturen um fünf Grad 46,47 Meter vor und gab im zweiten Durchgang mit 46,93 Meter eine „goldene Zugabe“. Auf Rat seines Trainers verzichte er auf die restlichen vier Würfe, weil er bis dahin über zwölf Meter vor dem Zweitplatzierten Elias Betz (Bruchköbel) lag und auch die Vorjahresleistung von Tim Steinfurth (Eppstein, 46,78 m) bereits übertroffen hatte. „Ich werde Mitte April die Freiluftsaison in Twiste eröffnen und dann den ersten Teil der Qualifikationsleistung für die deutschen U16-Meisterschaften Anfang Juli in Bremen erfüllen. Im Mai steht der zweite Teil der mit einem Block-Mehrkampf auf dem Programm, in dem ich mehr als 2500 Punkte erzielen muss. Fast sechs Stunden später kam der Kugelstoßspezialist mit einer Drehung im Hammerwerfen auf 35,53 m und holte sich hinter Valentin Sommerlade (Jahn Treysa, 44,80 m) die Silbermedaille.

Bei den Hallenmeisterschaften in Frankfurt-Kalbach wurde die 15-jährige Vivian Groppe in ihrem ersten U18-Jahr von der HLV-Ehren-Vizepräsidentin Margret Lehnert bei der Siegerehrung für ihren starken 400m-Lauf mit der Silbermedaille ausgezeichnet.

16 Langsprinterinnen hatten für diesen Wettbewerb gemeldet, so dass vier 400m-Zeitendläufe stattfinden mussten. Nachdem Johanna Mit einem Becker-Hecht rettete Vivian Groppe die Silbermedaille.Richardson (Bad Sooden/Sulzbach) im dritten Lauf mit 62,31 Sekunden die bis dahin Führende Theresa Menzel (Wiesbaden, 63,62) von der Spitzen abgelöst hatte, musste das letzte Rennen über die beiden Hallenrunden die Entscheidung bringen. Und dieser Lauf hatte es in sich, denn er endete mit einer Überraschung. Madleen Manneschmidt (Goldener Grund Selters), die in der Meldeliste mit 59,43 Sekunden ganz oben stand, lief die erste Runde in 28 Sekunden sehr schnell an, nur knapp dahinter folgte Vivian Groppe, vor Nele Kühn und Maren Eberhard (beide Eintracht Frankfurt). Eingangs der letzten Kurve setzte sich Kühn an die Spitze und Mannesschmidt musste ihrem schnellen Anfangstempo Tribut zollen und fiel zurück. Nele Kühn, die sich das Rennen am besten eingeteilt hatte, besaß am Ende die größten Reserven und holte sich mit großartigen 58,41 Sekunden Titel. Vivian Groppe kämpfte sich ins Ziel und rettete mit einem „Becker-Hecht“den zweiten Platz vor der stark aufkommenden Titelverteidigerin Maren Eberhard. Die Hautabschürfungen am Knie und die Schmerzen waren schnell vergessen, als sie ihre neue Bestzeit von 59,69 Sekunden erfuhr und hörte, dass sie mit diesem Einsatz die Silbermedaille gewonnen hatte.

Zu Beginn der Veranstaltung starteten Vivian Groppe und ihre Trainingspartnerinnen Ella Gleim und Nele Schmoll im Sprint über 60 Meter. WähreElla Gleim sorgte für eine Überraschung als sie im 200m-Lauf mit 26,43 Sekunden auf Rang sechs strümte.nd Nele Schmoll im vierten Vorlauf nur einen mäßigen Start erwischte und mit 8,39 Sekunden ausschied, qualifizierte sich Ella Gleim nach 8,32 Sekunden für den Zwischenlauf, wo erwartungsgemäß nach 8,29 Sekunden die Endstation kam. Vivian setzte sich in ihrem Vorlauf mit 7,92 durch und qualifizierte sich mit 7,93 Sekunden als Zwischenlauf-Dritte für das 60m-Sprintfinale, wo sie mit 7,89 Sekunden den siebten Platz belegte. „Ich bin zufrieden und glücklich, denn meine vier Ziele, die mein Trainer für Frankfurt ausgab, konnte ich realisieren. Ich holte über 400 Meter eine Medaille und blieb dabei das erste Mal unter einer Minute. Außerdem erreichte ich das 60m-Finale und blieb dort unter 7,90 Sekunden. Vielleicht klappt es auch am Wochenende auch in Hanau, wo ich in der U20 einen Finalplatz über 400 Meter mit einer weiteren Bestzeit anstrebe“, sagte eine optimistische Vivian, die seit Beginn dieser Woche ein 14-tägiges Berufspraktikum bei Melsungen´s bekanntesten Physiotherapeuten Gernot Weiss absolviert.

Am zweiten Meisterschaftstag sorgte Ella Gleim für eine Überraschung. Im Dezember 2019 legte sie in Stadtallendorf die 200 Meter noch in unverdächtigen 28,65 Sekunden zurück, so dass sie in Frankfurt niemand auf der Rechnung hatte. Aber schon im ersten von fünf Zeitendläufen setzte die 16-Jährige mit der persönlichen Bestzeit von 26,43 Sekunden ein großes Achtungszeichen. Als Lea Willenweber (Kassel) mit einer 100m-Bestzeit von 12,42 eine halbe Sekunde langsamer lief, konnte man ahnen, dass Ella mit ihrer Zeit am Ende zu den TOP-TEN gehören würde. Im dritten Lauf war nur Mira Baus (Schlüchtern), Vierte über 60 m mit 7,99 Sekunden, schneller als die Melsunger Gesamtschülerin der Yannick Schleider konnte im Dreisprung die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen und landete mit 12,43 m auf Rang sechs.Klasse 10 G. Und da im vierten und fünften Zeitendlauf nur noch vier Sprinterinnen die von Ella Gleim vorgelegten 26,43 Sekunden unterbieten konnten, war die Sensation perfekt: Ella Gleim stand bei der Siegerehrung von den 21 angetretenen Läuferinnen auf dem Podest und wurde für den sechsten Platz ausgezeichnet.

Yannick Schleider, der im Dreisprungtraining ohne Spikes über 12,60 Meter konnte, erfüllte in Frankfurt nicht die in ihn gesetzten Erwartungen. Der Jugendliche, der bei den Männern startete, begann mit 12,00 Meter, ließ im zweiten Durchgang 11,99 Meter folgen und beendete den Vorkampf mit 12,43 Meter, womit er auf Rang sechs lag. Als er im fünften Durchgang seinen Anlauf um zehn Meter verlängerte, trat er zweimal leicht über, zeigte aber mit den nicht gemessenen Weiten, dass er in der Lage ist, an die 13 Meter zu springen. Am Ende blieb für ihn Rang sechs.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner