Bremen - Nachdem Vivian Groppe (MT 1861 Melsungen) vor vierzehn Tagen beim Kadertest des Hessischen Leichtathletik-Verbandes im Frankfurter Leichtathletikzentrum unter Wettkampfbedingungen mit ihren Sprintzeiten sowohl über 100 als auch über 200 Meter positiv auffiel, absolvierte sie beim Sprintmeeting in Bremen ihren ersten offiziellen Freiluftstart im Jahr 2020.

Für die vier 100m-Zeitvorläufe der U18 hatten sich 16 Sprinterinnen aus den Landesverbänden Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Hessen qualifiziert. Während die vier zeitschnellsten Sprinterinnen das 100m-A-Finale erreichten, starteten die WU18-Athletinnen mit den fünf- bis achtschnellsten Zeiten im B-Finale.

Vivian Groppe.Im ersten 100m-Vorlauf setzte sich die Mehrkämpferin Marie Dehning (LG Celle) mit 12,32 Sekunden vor Nele Jaworski (VfL Wolfsburg, 12,52) durch. Jule Wachtendorf aus Nordenham, die Anfang Januar beim Hallenmeeting in Hannover gegen Vivian Groppe mit 7,80 zu 8,01 Sekunden erfolgreich war, sicherte sich den Sieg im zweiten Zeitvorlauf mit 12,64 Sekunden. Diese Zeit sollte nur für das B-Finale reichen, denn im dritten Lauf ließ Vivian keinen Zweifel über den ersten Platz aufkommen. Nach einem verhaltenen Start und einer großartigen Beschleunigung setzte sich die 15-Jährige mit 12,44 Sekunden durch und lag über eine Sekunde vor Larissa Weber (Wehdel), die sich mit 13,56 Sekunden den zweiten Platz sicherte. Im vierten und letzten Zeitvorlauf eilte Holly Okuku (Baunatal) in der Beschleunigungsphase mit schnellen, lockeren Schritten der Konkurrenz auf und davon und siegte mit 12,20 Sekunden vor Nele Müller (Zeven,12,53). Damit standen die vier Endlaufteilnehmerinnen für das A-Finale fest; zwei davon kamen aus Hessen.

Auch im Finale wurde Holly Okuku ihrer Favoritenrolle gerecht. Die deutsche 100m-Rekordhalterin der W14 mit 11,88 Sekunden flitzte locker über die Bahn und setzte sich mit 12,01 Sekunden sehr souverän durch. Vivian kam als Zweite nach 12,26 Sekunden ins Ziel und unterbot damit deutlich die Norm für die deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm. Das kann sich hören und sehen lassen, zumal sie dieses Sprintmeeting aus dem Training für den Langsprint bestritt. Den dritten Platz holte sich Marie Dehning mit 12,36 Sekunden vor Nele Müller (12,42).

Zwei Stunden später stand für die U18-Sprinterinnen der 200m-Lauf auf dem Plan. Nele Müller legte als Siegerin des ersten Laufs 26,30 Sekunden vor. Im zweiten Zeitendlauf bot Sabrina Heil eine unerwartet starke Vorstellung und wurde mit 25,38 Sekunden gestoppt. Marie Dehning siegte im dritten Lauf mit 26,13 Sekunden. Dann kam der erwartete Auftritt von Holly Okuku, die im Scheitelpunkt der Kurve mit ihrem lockeren Stil zu einer imposanten läuferischen Steigerung ansetzte und nach 25,25 Sekunden mit großem Vorsprung das Ziel erreichte. Im letzten 200m-Zeitendlauf startete Vivian Groppe, die die Zeiten von Okuku und Heil mitbekommen hatte. Sie war in der Lage, diese guten Zeiten noch zu unterbieten, aber sie war auf sich allein gestellt und musste nur gegen die Uhr laufen. Vivien Kessen (Damme, 27,10) und Josephine Otoko (Bremen, 28,09) spielten in diesem Rennen vom Start weg keine entscheidende Rolle und liefen auf der Zielgeraden weit hinter her. Wie entfesselt stürmte Vivian die Zielgerade herunter und demonstrierte ihr Klasse. Aber ihre Zeit von 25,40 Sekunden reichte nur für Rang drei.

„Schade dass Holly und Sabrina nicht mit mir in einem Lauf waren. Das hätte mich noch mehr motiviert und vielleicht wäre ich eine schnellere Zeit gelaufen. Aber ich bin dennoch super zufrieden, denn mit meinen 25,40 Sekunden konnte ich die zweite Norm für die deutschen U18-Meisterschaften abhaken“, sagte die deutsche 300m-Vizemeisterin aus dem Vorjahr, packte ihre Sachen und dachte bereits an ihren nächsten Start.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner