Mannheim - Für Vivian Groppe läuft es immer besser. Nach ihrer Steigerung vor einer Woche über 200 Meter auf 24,34 Sekunden bei der Junioren-Gala in Mannheim, sorgte sie beim Sportfest in Wetzlar für die nächsten beiden Paukenschläge. Bei diesem Meeting waren auch einige deutsche Sprinterinnen am Start, die sich für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert hatten. Aber Vivian ließ sich von den schnellen deutschen Frauen nicht beeindrucken und präsentierte sich erneut in Bestform.

Alwin Wagner hatte in der Woche vor diesem Meeting nach der Sprintausdauer zum ersten Mal den Schwerpunkt des Trainings auf die Startverbesserung und die Beschleunigungsphase gelegt, um für Vivian im Wettkampf eine supramaximale Geschwindigkeit zu erreichen. Sein Schützling zeigte bereits nach drei Trainingseinheiten eine verbesserte Explosivität beim Startblock-Training. Deshalb prophezeite der Über die Sprintzeiten der 16-jährigen Vivian Groppe staunte selbst die mehrfache deutsche 200m-Meisterin Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar).Trainer für Vivian eine 100m-Zeit von 11,90 und schneller. Aber sie wollte es nicht glauben und meinte nach den Zeitvorläufen: „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich Mira Baus aus Schlüchtern und Josephine Otto (Kassel) besiegen würde, denn die beiden standen in der aktuellen DLV-U18-Bestenliste mit Bestzeiten von 11,96 und 12,00 Sekunden auf den Plätzen fünf und sechs.“

Nachdem Baus im ersten Rennen 12,18 Sekunden vorgelegt hatte, starteten anschließend im zweiten Zeitvorlauf Corinna Schwab (Chemnitz), die deutsche Meisterin über 400 Meter und Olympiateilnehmerin in Tokio, Kathrin Grenda (Paderborn), Vivian Groppe, Laura Großhaus (Köln) und Josephine Otto.

Vivian fand sehr schnell und gut in die Beschleunigungsphase und lag nach 50 Meter deutlich vor J. Otto. Mit einem kraftvollen Stakkatoschritt fegte sie im Eiltempo die letzten Meter herunter und korrigierte ihre Bestzeit, die sie im Vorjahr als hessische U18-Meisterin in Gelnhausen mit 12,01 aufgestellt hatte, auf 11,87 Sekunden. Josefine Otto erreichte als Fünfte nach enttäuschenden 12,19 Sekunden die Ziellinie.

Als Vivian ihre Zeit erfuhr, konnte sie es kaum glauben. Sie pulverisierte mit 11,87 Sekunden ihren U18-Kreisrekord und blieb auch unter dem U20-Rekord von Andrea Bornscheuer (Schwalmstadt), die am 24. Mai 1992 in Kassel mit 11,99 Sekunden gestoppt wurde. Und da alle guten Dinge bekanntlich drei sind, verbesserte sie auch den Kreisrekord der Frauen von Daniela Clobes (Jahn Gensungen, 11,93 sec.), der 21 Jahre wie ein Fels in der Brandung stand.

Eine Stunde später wurde der 100m-Endlauf der Frauen gestartet und Vivian hatte als einzige Jugendliche dieses Finale erreicht. Da die DLV-Sprint-Asse Lisa Marie Kwayie, Lisa Nippgen, Gina Lückenkemper und Jennifer Montag sich nur auf die 4x100m-Staffel konzentrierten, stand Corinna Schwab eigentlich vor dem Finale als Siegerin fest.

Vivian Goppe kam wieder gut in ihr Rennen und demonstrierte nach dem Startschuss erneut einen explosiven Abdruck aus dem Startblock. „Als ich im Startblock hockte und es im Stadion ganz leise wurde, weil alle gebannt auf den Startschuss warteten, war mein Kopf plötzlich frei und ich vertraute meinen Fähigkeiten“, sagte Vivian nach diesem Sprint, wo sie bei leichtem Rückenwind von 0,3 m/sec als Dritte hinter Corinna Schwab (11,40) und Kathrin Grenda (11,71) über die Ziellinie lief.

Die schnellste Sprinterin aus dem Schwalm-Eder-Kreis strahlte über das ganze Gesicht, als ihre neue Bestzeit von 11,79 bekannt gegeben Die 16-jährige Vivian Groppe erfüllt mit ihrer Steigerung über 200 Meter auf 24,16 Sekunden die Norm für die U18-EM in Rieti, die leider dem Rotstift zum Opfer fiel und verbesserte die 100m-Kreisrekorde der Frauen, U20 und U16 auf glänzende 11,78 Sekunden.wurde. Sie drückte mit dieser Super-Vorstellung ihre Jahresbestleistung (12,07) von Ulm um fast 0,3 Sekunden nach unten und schlug damit eine neue Seite in der Chronik der Sprintgeschichte für den Schwalm-Eder-Kreis auf.

Aber nicht genug damit, denn die 16-Jährige unterstrich auch über 200 Meter ihre großartigen Form von Mannheim, wo sie mit 24,34 Sekunden die Lichtschranken durchbrach und sich mit dieser Zeit auf Rang zwei in der DLV-U18-Bestenliste festsetzte. „In Wetzlar möchte ich diese Zeit verbessern“, sagte sie nach dem Abschlusstraining. Der Grund für ihr großes Selbstvertrauen ist einfach: Sie ist sehr gut drauf und ihre 150m-Handzeiten um 17,5 Sekunden, die sie im Training lief, lassen eine 200m-Zeit um 24 Sekunden zu.

Leichtfüßig und scheinbar mühelos legte sie im 200m-Finale die erste Hälfte unter 12 Sekunden zurück. Noch 50 Meter vor dem Ziel sah es so aus, als würde sie zum ersten Mal die 200 Meter unter 24 Sekunden laufen. Aber auf den letzten Metern merkte sie ihre Beine, die sie vorher zu zwei neuen 100m-Bestzeiten getragen hatten. Im Ziel blieb für sie die elektronische Uhr bei 24,16 Sekunden stehen, womit sie nur um 0,04 Sekunden am 30 Jahre alten Kreisrekord von Andrea Bornscheuer vorbeischrammte. „Ich bin mir sicher, dass Vivian unter den Bedingungen von Mannheim (2,0 m/sec Rückenwind und keine 100m-Rennen vor dem 200m-Lauf) die halbe Stadionrunde unter 24 Sekunden zurückgelegt hätte“, sagte Alwin Wagner, der vor der Saison die Normerfüllung (24,20 sec.) für die U18-EM in Rieti als Saisonziel festgelegt hatte.

Eigentlich sollte Vivian die Norm bei den deutschen U18-Meisterschaften laufen und sich damit für die EM qualifizieren. Aber durch die COVID-19-Pandemie fielen diese Meisterschaften dem Rotstift zum Opfer. Jetzt muss sie sich ein neues Ziel stecken, denn mit den beiden Visitenkarten von Wetzlar – 11,78 und 24,16 kann sie selbstbewusst zu den deutschen Meisterschaften nach Rostock reisen.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner