Felsberg - Nur drei Frauen-Mannschaften kämpften um den im Europa-Cup-Modus ausgetragenen Pokal, den die Kreissparkasse Schwalm-Eder dem Siegerteam seit 31 Jahren stiftet. Wieder einmal bewiesen die gut vorbereiteten Athletinnen der Melsunger Turngemeinde die größte Ausgeglichenheit und holten von sieben Wettbewerben fünf Siege und zwei zweite Plätze.

So war es auch dieses Jahr keine Überraschung, dass das MT-Team die im Vorjahr gewonnene Trophäe mit 52 Punkten vor dem TSV Remsfeld (39 Punkte) und dem TSV Geismar (35 Punkte) erfolgreich verteidigte. Allerdings lagen die Melsunger Athletinnen nach den ersten beiden Wettbewerben, wo sie zwar die Siegerinnen stellten, nur auf Rang zwei. Aber ab der dritten Disziplin bliesen die MT-Frauen zur Aufholjagd.

Der Streifzug durch die sieben Wettbewerbe der Frauen schildert, wie die Leichtathletinnen gekämpft, gesiegt oder auch verloren haben.


1. Wettbewerb:

3000 m Souveräner Sieg durch Kapitänin Luise Zieba

Als erste Disziplin stand bei diesem Cup der 3000m-Lauf auf dem Plan. Trainer Alwin Wagner schickte mit Luise Zieba nur eine Athletin in das Rennen, weil er sich sicher war, dass sein Schützlng diesen Lauf sicher gewinnen würde. Allerdings hatte die Dritte der deutschen Berlaufmeisterschaften mit der talentierten und 20 Jahre jüngeren Jolina Vaupel eine starke Konkurrentin. Die ehrgeizige Jugendliche aus Geismar heftete sich vom Start weg an die Fersen von Luise und hing wie eine Klette an der deutschen 3000m-Senioren-Hallenmeisterin. Als sie auf den beiden letzten Runden das Tempo erhöhte, tat sich sofort eine Lücke von knapp zwanzig Metern auf. Luise Zieba, die zum ersten Mal an dieser Cup-Veranstaltung teilnahm, lief - ohne sich voll auszugeben - nach 11:17,88 Minuten durch das Ziel. Jolina Vaupel, die nach 11:23,89 Minuten ihr Rennen beendete, belegt mit dieser Zeit in der aktuellen hessischen U18-Bestenliste Rang acht. Den dritten Platz sicherte sich in diesem Rennen die W40-Läuferin Sabine Gundel (Remsfeld) mit guten 11:51,47 Minuten.

Stand nach dem ersten Wettbewerb:

TSV Geismar 8 Punkte

MT Melsungen 6 Punkte

TSV Remsfeld 4 Punkte


2. Wettbewerb:

Speerwurf - Überraschungssieg von Sophia Hog

Enttäuschung und Freude können so nah beieinander liegen, das zeigte sich wieder einmal beim Speerwerfen der Frauen. Während Nach ihrem Auftaktsieg im Speerwerfen sicherte Sophia Hog der MT auch im Sprint die volle Punktzahl.Sprinterin Sophia Hog sich selbst ein schönes Geburtstagsgeschenk machte und vor Freude strahlte, weil sie sich an ihrem 19. Geburtstag im Speerwerfen über 27,33 auf 28,42 Meter steigerte und sich überraschend den Sieg in dieser Disziplin holte, war Sophie Wagner, die mit 28,42 Meter die Kreisjahresbestenliste anführt, sehr enttäuscht. Bedingt durch ihre duale Ausbildung hat sie kaum noch Zeit zum Training. Aber etwas mehr als der letzte Platz mit 20,38 Meter hätten es schon sein können. Hinter Sophia Hog landete mit Meike Naumann eine ehemalige Leistungssportlerin, die vor einigen Jahren im Kugelstoßen zu den besten Athletinnen Deutschlands gehörte. Da sie jetzt für TuS Fritzlar in der Oberliga Handball spielt, hatte man ihr wie Sophie Wagner, die beim TSV Eintracht Böddiger ebenfalls in in der Oberliga spielt - einen Wurf über 30 Meter zugetraut. Aber auch Meike Naumann konnte mit ihren 26,62 Meter die starke Leistung von Sophia Hog nicht gefährden und belegte vor Sarah Janassek vom (Remsfeld, 23,39 m) den zweiten Platz.

Stand nach dem zweiten Wettbewerb:

TSV Geismar 16 Punkte

MT Melsungen 12 Punkte

TSV Remsfeld 10 Punkte


3. Wettbewerb:

100 m - Erwartete Sieg von Favoritin Sophia Hog

Katharina Wagner lief mit 12,92 Sekunden die schnellste Zeit.Ihren zweiten Tagessieg sicherte sich Sophia Hog, die bereits vor dem 100m-Lauf als klare Favoritin gehandelt wurde. Obwohl sie mit einer Erkältung antrat, erfüllte sie die Erwartungen und gewann in 12,98 Sekunden vor Malin Wagner (Remsfeld, 13,19) und ihrer Trainingspartnerin Nele Grenzebach (13,20). „Schade, dass ich schon die Woche über erkältet war und nicht trainieren konnte, denn bei diesen guten Bedingungen bestand für mich die Möglichkeit, eine Zeit um 12,50 Sekunden zu laufen“, sagte die 100m-Finalteilnehmerin der hessischen Meisterschaften.

Natürlich war man aus Melsunger Sicht auch auf das Auftreten von Katharina Wagner gespannt, die außer Wertung im zweiten Lauf startete. Fast neun Monate hatte sie keinen Wettkampf und fast keine Training bestritten. Vor einer Woche machte sie bei ihrem Saisondebüt in Osterode (Harz) mit 13,24 Sekunden auf sich aufmerksam. In Felsberg erzielte sie im B-Lauf mit 12,92 Sekunden die schnellste Zeit aller zwölf Sprinterinnen und hofft nun zum Saisonende auf eine noch schnellere Zeit.

Stand nach dem dritten Wettbewerb:

MT Melsungen 22 Punkte

TSV Geismar 19 Punkte

TSV Remsfeld 15 Punkte


4. Wettbewerb:

Kugelstoßen - Meike Naumann vor Janina Rohde

Janina Rohde beeindruckte mit vier 11m-Stößen und belegte den zweiten Platz mit 11,80 m.Gleich im ersten Durchgang sorgte die ehemalige 16m-Kugelstoßerin Meike Naumann für klare Verhältnisse, als sie die 4kg-Kugel auf 12,26 Meter wuchtete. Das gab ihr Selbstvertrauen und so steigerte sich die inzwischen 32-Jährige über 12,41 auf 12,50 Meter. Die ehemalige Spitzenstoßerin des DLV wurde nicht gefordert und konnte sich sogar den Luxus erlauben, ihren letzten Versuch ungültig zu machen. Gespannt war man auch auf die Leistung von Janina Rohde, die fast ein Jahr keine Kugel mehr in die Hand nahm. Die inzwischen 21-Jährige beeindruckte mit einer guten Serie und blieb dabei viermal über elf Meter. Janina eröffnete ihren Wettbewerb mit 11,32 Meter und ließ im zweiten Durchgang starke 11,80 Meter folgen, womit sie zu den TOP-TEN-Kugelstoßerinnen des Hesssichen Leichtathletik-Verbandes gehört. Mit 10,34 Meter holte sich Lisa Arend, der man deutlich ansah, dass sie ihr Körpergewicht um mehr als 10 kg reduziert hatte, den dritten Platz vor Therese Kistner (Geismar, 8,36 m).

Stand nach dem vierten Wettbewerb:

MT Melsungen 31 Punkte

TSV Geismar 28 Punkte

TSV Remsfeld 17 Punkte


5. Wettbewerb:

Weitsprung - Malin Wagner vor Katharina Wagner

Beim Weitsprung hatten die acht Springerinnen teilweise einen Rückwind von fast vier Meter pro Sekunde, so dass fast alle Leistungen nicht in die Bestenlisten aufgenommen werden können. Nach dem ersten Versuch lagen Franziska Ebert und Katharina Wagner (beide MT Melsungen) gemeinsam mit 4,74 Meter an der Spitze. Im zweiten Wettbewerb überraschte Malin Wagner (Remsfeld) mit 5,18 Meter. Katharina Wagner sprang bei ihrem zweiten Versuch zwanzig Zentimeter vor dem Brett ab und verschenkte fast vierzig Zentimeter. Dennoch konnte sie sich mit diesem Sprung auf 4,96 Meter verbessern. Auch Franziska Ebert legte ein paar Zentimeter zu und landete – ebenfalls vor dem Balken abspringend – bei 4,91 Meter. Der Rückenwind von 3,1 m/sec trieb Nele Grenzebach auf 4,72 Meter, aber die nordhessische 100m-Meisterin konnte nicht mehr zum Führungsduo aufschließen. Im dritten Versuch bestätigte Malin Wagner mit 5,17 m ihre gute Form, aber auch bei diesem Sprung blies der Rückenwind mit 2,6 m/sec zu stark. Zwei geschätzte 5,40m-Flüge von Katharina Wagner, wobei sie 40 und mehr Zentimeter vor dem Balken absprang und dennoch bei 4,96 und 4,97 m bei einem Rückwind von 1,5 m/sek landete, zeugen von der enormen Sprungkraft der ehemaligen hessischen Schülermeisterin. Nach diesem fünften Wettbewerb stand der Sieg der Melsunger Athletinnen bereits fest, denn mit einem Vorsprung von zehn Punkten waren sie nur noch einzuholen, wenn in den beiden abschließenden Wettbewerben das Melsunger Team keine Punkte mehr gemacht hätte.

Stand nach dem fünften Wettbewerb:

MT Melsungen 40 Punkte

TSV Geismar 30 Punkte

TSV Remsfeld 26 Punkte


6. Wettbewerb:

Hochsprung - Zum 6. Mal in Folge Sieg für Katharina Wagner

Als Christina Zuban (Remsfeld) die 1,40 Meter im ersten Versuch sicher überquert hatte und die beiden Melsunger Vertreterinnen Katharina Wagner und Franziska Ebert zwei Fehlversuche über diese Höhe hatten, kam man im Melsunger Lager ins Schwitzen. Aber im dritten Versuch übersprangen die beiden diese Höhe, so dass die Karten für die nächste Höhe neu gemischt wurden. Während Katharina Wagner 1,44 Meter auf Anhieb schaffte, scheiterten Christina Zuban und Franzi Ebert an dieser Höhe. Auch die 1,48 Meter überquerte Katharina Wagner im ersten Versuch und holte sich damit seit 2013 ihren sechsten Hochsprungsieg in Folge.

Stand nach dem sechsten Wettbewerb:

MT Melsungen 46 Punkte

TSV Geismar 33 Punkte

TSV Remsfeld 31 Punkte


Letzter Wettbewerb:

4x100 m - Trotz eines schwachen Wechsels noch 52,16 für MT-Team

„Wir hatten uns eine Zeit unter 50 Sekunden vorgenommen“, sagte Katharina Wagner, die als Schlussläuferin den Stab mit fast 30 Meter Vorsprung über die Ziellinie brachte. Und dieses Ziel wäre möglich gewesen, wenn Nele Grenzebach nicht beim zweiten Wechsel geschlafen hätte. Startläuferin Franziska Ebert lief stark an und nahm Evelyn Becker (Remsfeld) auf der ersten Teilstrecke fast acht Meter ab. Nach der Trotz eines unterirrdischen Wechsel lief das MT-Quartett mit Franziska Ebert, Sophia Hog, Nele Grenzebach und Katharina Wagner nur 52,16 Sekunden.Holzübergabe an Sophia Hog demonstrierte diese den Beweis ihrer Sprintstärke und baute den Vorsprung gegen das Remsfelder Quartett auf über 20 Meter aus.

Doch dann kam, was niemand erwartet hatte: Nele Grenzebach, sonst die Zuverlässigkeit in Person, achtete nicht auf das „Ab“ von Sophia Hog und blieb stehen, so dass sie von dem Geburtstagskind innerhalb der 30m-Wechselzone überholt wurde, obwohl diese vorher schon abgebremst hatte. Erst in diesem Moment merkte Nele Grenzebach, dass sie als dritte Läuferin in der Staffel eingesetzt war. Aber da war es zu spät und das MT-Quartett verlor bei diesem zweiten Wechsel fast drei Sekunden. Da half auch nicht ihr toller Kurvenlauf gegen Jana Fernandez und die gute Stabübergabe an Schlussläuferin Katharina Wagner, die den Vorsprung gegen Malin Wagner ausbaute und nach 52.16 Sekunden über die Ziellinie lief.

Die U18-Läuferinnen des TSV Remsfeld belegten mit 55,74 Sekunden den zweiten Platz vor der MT Melsungen II mit Fabienne Knöpfel, Sophie Wagner, Lisa Arend und Luise Zieba, die 57,26 Sekunden für die Stadionrunde benötigten und trotz ihres guten dritten Platzes nicht mehr in die MT-Wertung kamen. Weil der TSV Geimar nur eine Staffel stellen konnte und diese den letzten Platz belegte, wurde ihr Team, das nach den ersten beiden Wettbewerben noch in Führung lag, noch auf Rang drei durchgereicht.


Bei diesem Staffelwechsel verloren das Melsunger Team fast drei Sekunden.Endstand nach sieben Wettbewerben:

MT Melsungen 52 Punkte

TSV Remsfeld 39 Punkte

TSV Geismar 35 Punkte.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner