Walldorf - Das Mittelstrecken-Ass Jan Dillemuth (TV Assenheim) und Sprinterin Vivian Groppe (MT Melsungen) sind die einzigen Nachwuchsathleten aus Hessen, die für das Wochenende vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) für eine Team-Maßnahme der U18-Nationalmannschaft nach Ruhpolding eingeladen wurden.

Damit gab es nach der Absage der U18-Europameisterschaften in Rieti (Italien) zum Saisonabschluss für die erfolgreichsten U18-Athleten des DLV noch eine Belohnung. Die Einladungen erfolgten auf Grundlage der Nominierungsrichtlinien für die U18-EM: „Wir wollten die Besten rausfiltern, die sich eine EM-Nominierung verdient gehabt hätten“, erklärte die Chefbundestrainerin Nachwuchs Elke Bartschat. Und Jörg Peter, der DLV-Bundestrainer Sichtung/Nationalmannschaft U18 blickt schon auf die Olympischen Spiele in sieben Jahren, in denen sicher einige dieser Talente Teil der deutschen Olympia-Mannschaft sein werden: „Diese Athletinnen und Athleten brauchen wir für Los Angeles 2028“.

Im März berichtete Vivian Groppe, dass sie sich im Sommer für die U18-EM über 100 und über 200 Meter qualifizieren möchte: „Ich verlasse ich mich dabei ganz auf meinen Trainer, der mich in den letzten Jahren für die wichtigsten Wettkämpfe immer optimal vorbereitet hat. Bei den Vivian Groppe.deutschen Meisterschaften in Rostock soll ich nach seiner Planung die EM-Normen für die beiden Sprintstrecken (11,90 und 24,20) unterbieten und mich somit für Rieti qualifizieren.

Leider wurde schon kurze Zeit später bekannt, dass die U18-EM der Jahrgänge 2004 und 2005 dem Rotstift zum Opfer fiel, weil die Corona-Pandemie in vielen Ländern weiterhin hohe Infektionsraten aufwies. Vivian war natürlich enttäuscht und trainierte zum ersten Mal ohne ein festes Ziel, denn noch im Mai stand nicht fest, ob die deutschen Jugendmeisterschaften stattfinden würden.

Aber die 16-Jährige gab nicht auf und konnte sich selbst für das Training motivieren. Schon bald stellte sie anhand der Trainingszeiten fest, dass sie auf dem richtigen Weg war. Nachdem sie Ende Juni bei der Junioren-Gala in Mannheim mit der 200m-Bestzeit von 24,34 Sekunden glänzte, erfolgte eine Woche später in Wetzlar der nächste Paukenschlag. Mit 11,79 war sie fast 0,3 Sekunden schneller als ihre Jahresbestleistung von 12,07. Damit schlug eine neue Seite in der Sprintgeschichts-Chronik für den Schwalm-Eder-Kreis auf und erfüllte die EM-Norm von 11,90. Eine Stunde später verbesserte sie sich über 200 Meter auf 24,16 Sekunden und konnte auch hinter dieser Norm einen Haken machen.

Bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock verbesserte sie sich bei ungünstigen Bedingungen auf 24,12 Sekunden und holte sich unerwartet, aber souverän den Titel vor Holly Okuku (Baunatal, 24,40) und Annika Just (Passau, 24,47). Ein großes Lob erhielt sie vom Bundestrainer Kremer, der bei der Auswertung feststellte, dass Vivian die zweite Hälfte der Strecke in 11,83 Sekunden zurücklegte und damit als einzige Sprinterin unter zwölf Sekunden blieb.

Bei der Team-Maßnahme der U18-Nationalmannschaft am Wochenende steht in Ruhpolding weniger die sportliche Entwicklung, sondern vielmehr das gemeinsame Erlebnis mit Gleichgesinnten im Mittelpunkt. Neben lockeren Trainingseinheiten steht ein Gesprächsabend mit der Weltklasse-Biathletin Franziska Preuß auf dem Programm. Am Tag können die DLV-Talente unter Anleitung von Biathlon-Ikone Fritz Fischer einen Sommerbiathlon ausprobieren, und sofern das Wetter mitspielt, ist auch eine Bergwanderung im wunderschönen Chiemgau angedacht.

„Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit im Kreise der U18-Nationalmannschaft. Es wird bestimmt ein unvergessliches Erlebnis werden“, sagte Vivian, die nach den Sommerferien auf die Melsunger Geschwister-Scholl-Schule wechseln wird und sich nicht nur sportlich ein neues Ziel gesetzt hat.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner