Melsungen/Frankfurt - „Auf nach Frankfurt“, so lautet das Motto am Wochenende für die besten hessischen Leichtathleten, die an zwei Tagen in der Leichtathletikhalle in Kalbach ihre Meisterinnen und Meister ermitteln. Auch wenn die Spitzenathleten vom Sprintteam Wetzlar nicht am Start sein werden, darf man sich doch auf interessante Wettbewerbe und spannende Entscheidungen freuen. Von der MT Melsungen haben Vivian Groppe und Sophia Hog im Sprint über 60 und 200 Meter gemeldet. Die 17-jährige Maybritt Böttcher versucht im 3000m-Lauf ein weiteres Mal unter elf Minuten zu bleiben.

Im 60m-Lauf der Frauen gibt es vier potentielle Medaillenkandidaten. Eine davon ist Carolin Schlung. Die Jugendliche aus Bad Sooden-Allendorf, die dem Bundeskader „Sprint“ angehört, führt mit 7,52 Sekunden die Meldeliste an. Die 17-Jährige verzichtete am Wochenende in Frankfurt auf einen Start, weil sie eine muskuläre Dysbalance im Oberschenkel verspürte. Viktoria Koletzko (Wiesbaden) machte sich selbst zur Titel-Kandidatin, als sie eine Woche vor diesen Meisterschaften mit 7,55 (Vorlauf) und 7,52 Sekunden im Finale ein starkes Zeichen setzte. Diesem Duo könnten Antonia Schrimpf (Fulda, 7,54) und Gianina Gartmann (Bad Sooden-Allendorf, 7,56) gefährlich werden. Beide haben mit ihren guten Zeiten die Herausforderrolle übernommen. So darf man nach den gemeldeten Zeiten von diesem Quartett einen spannenden und knappen Einlauf erwarten. Aber auf einer solch kurzen Distanz können die Zeiten im Vorfeld oft Schall und Rauch sein, denn der Start kann vieles verderben oder auch für eine Überraschung sorgen.

Vivian Groppe und Sophia Hog wollen aus heimischer Sicht für einen positiven Akzent sorgen. Die beiden Melsunger Sprinterinnen möchten in das Finale der schnellsten hessischen Frauen einziehen. Dafür müssten sie bereits im Vorlauf eine starke Zeit abliefern und im Zwischenlauf zu den vier schnellsten Sprinterinnen gehören, um zu den acht schnellsten Frauen in Hessen zu gehören. Dieses Vorhaben sollte mit einer Zeit unter 7,80 Sekunden gelingen.

Das Leistungsbild im 200m-Lauf der Frauen zeigte sich bisher recht diffus, weil auf dieser Strecke die ganz schnellen Zeiten noch Mangelware sind. Vivian Groppe, die mit ihrer Bestzeit von 24,12 die Meldeliste anführt, ist noch über 1,5 Sekunden von dieser Superzeit entfernt, mit der sie im Vorjahr deutsche U18-Meisterin werden konnte. „Ich möchte in Frankfurt die 200 Meter unter 25,50 Sekunden laufen. Viel schneller geht nicht, denn die Witterungsverhältnisse lassen zurzeit im Melsunger Waldstadion kein Bahntraining zu. Es ist nicht nur zu kalt, auch die Laufbahn ist zu glatt, so dass die Verletzungsgefahr zu groß ist. Und für sechs 200m-Trainingsläufe 160 km nach Frankfurt zu fahren, ist nicht verhältnismäßig“, sagte die 17-Jährige, der beim Melsunger Hallentraining nur 50 Meter ohne Spikes zur Verfügung stehen.

So rücken andere Langsprinterinnen in den Focus. Sollte Antonia Schrimpf ihr Stehvermögen verbessert haben, dann führt der 200m-Sieg nur über sie. Die schnelle Sprinterin aus der Domstadt könnte nach ihrer Verbesserung über 60 Meter die Hallenrunde unter 25 Sekunden zurücklegen. Aber auch Anna-Maria Hofmann darf sich nach den letzten Ergebnissen gute Chancen für den Sieg ausrechnen. Die Frankfurter Sprinterin - gemeldet mit 24,35 - wurde bei ihrem letzten Auftritt mit 25,14 Sekunden gestoppt, womit sie über 0,6 Sekunden schneller war als Vivian Groppe. Wenn Alisha Zwergel ihre Form von den deutschen Jugendmeisterschaften von Neubrandenburg (24,79 Sek.) wieder auf die Hallenbahn bringen kann, hätte sie ebenfalls Chancen, ganz vorne mitzulaufen. 2021 wurde die Sprinterin der Frankfurter Eintracht mit 25,05 Sekunden notiert. Auch Marie Fritzler (24,77), Nadine Mercier (beide Darmstadt, 25,56), Nele Kühn (Frankfurt, 24,87) und Anna Hülsmann (Friedberg, 25,71) peilen wie Vivian eine TOP-TEN-Platzierung an. Sophia Hog, die in der Meldeliste mit 26,65 Sekunden auf Rang 24 von 36 Starterinnen geführt wird, versucht ihre Bestzeit anzugreifen und damit einige Plätze nach vorne zu rücken. Bis zu den Zeitendläufen am Sonntagmittag herrscht noch Rätselraten in diesem Wettbewerb.

Als letzter Einzelwettbewerb wird am Sonntagnachmittag der 3000m-Lauf der Frauen gestartet. Eva Maria Sulzer hat die besten Chancen, den Landestitel zu gewinnen. Die Vorjahres-Jugendliche führt die Meldeliste mit 10:13,02 Minuten vor Sara Kiefer (beide Frankfurt, 10:33,35) und Lena Müller (Melbach, 10,33,99) souverän an.

Maybritt Böttcher (MT Melsungen) hatte zu Beginn der Hallensaison ihr 3000m-Leistungsziel unter 11 Minuten angegeben. Diese Intention erreichte die 17-Jährige bereits bei ihrem ersten Hallenstart vor einer Woche in Stadtallendorf. Mit einem couragierten Rennen verbesserte sie den 32 Jahre alten Kreisrekord auf 10:57 Minuten und setzte somit einen positiven Akzent. In Frankfurt sollte sie in der Lage sein, hinter Maren Guthier (Groß-Gerau, 10:41) gemeinsam mit Lea Pötz (Mengerskirchen, 10,58), Pauline Seitz (Wiesbaden, 11:00) und der jungen Hannah Lösel (Frankfurt) um Platz fünf zu laufen.


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