Mannheim - Großartige Leistungen und weltklasse Ergebnisse sahen die Zuschauer bei der internationalen Junioren-Gala am Wochenende in Mannheim. Bei der hochkarätigsten Leichtathletik-Nachwuchs-Veranstaltung in Deutschland waren fast 500 Jugendliche aus 22 Ländern am Start, um in den Lauf-, Sprung- und Wurfdisziplinen das Ticket für die U20-WM in Cali (Kolumbien) zu lösen.

Vivian Groppe, die schnelle Sprinterin aus dem Malsfelder Ortsteil Beiseförth, hatte am 11. Juni in Wetzlar mit ihrer 100m-Zeit von 11,80 Sekunden bereits die WM-Norm exakt erfüllt. Trainer Alwin Wagner hatte für das Wochenende in Mannheim und vierzehn Tage später bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm zwei Bestzeiten für seinen Schützling geplant. Das Vorhaben schien aufzugehen, denn Vivian sicherte sich letzte Woche souverän die beiden Titel bei den Landesmeisterschaften und legte dabei die 100 Meter bei einem Gegenwind von 0,7 m/sec in 11,88 Sekunden zurück. Eine Zeit um 11,75 Sekunden wäre in Mannheim möglich gewesen, zumal dort noch sehr gute Bedingungen herrschten.

Vivian, die zum ersten Mal in diesem Jahr auf die gesamte DLV-Elite der U20 traf, fuhr hoch motiviert in die Großstadt, die unmittelbar im Dreiländereck mit Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen liegt. Doch aus dieser Motivation wurde Stress, der die Leistungsfähigkeit verminderte und ihre Konzentration und Vivian Groppe (Foto: KJ Peters).Handlungsfähigkeit zumindest etwas blockierte, ohne dass sie es selbst merkte. Sie wusste, dass sich nur die fünf Vorlaufsieger und die weiteren sieben schnellsten Läuferinnen für das A- bzw. B-Finale qualifizieren würden, und somit war ihr klar, dass sie das Finale nur erreichen kann, wenn sie über 100 Meter Bestzeit laufen würde. Einen Fehler, vor allem beim Start, durfte sie sich nicht erlauben. Da die Zeit unmittelbar vor dem Start auch Kopfsache ist, versuchte Vivian, die richtige Mischung aus Vorspannung und souveräner Gelassenheit zu finden. Im ersten Vorlauf wartete sie auf Bahn zwei - gespannt wie ein Bogen - im Startblock auf den Startschuss. Neben ihr kauerte Viwe Jingqi aus Südafrika, die mit 11,22 Sekunden in der Meldeliste stand. Auf Bahn vier startete die deutsche 60m-Hallenmeisterin Sina Kammerschmidt (Worms) und daneben die Portugiesin Leonor Ferreira. Der erste Vorlauf wurde auf den Außenbahnen von Anouk Ledermann (Schweiz) und Isabel van den Berg (Niederlande) komplettiert.

Was nicht passieren durfte, trat ein: Vivian kam nicht gut aus den Blöcken und lag eingangs in die Beschleunigungsphase schon zurück. Sie verlor auf der ersten Streckenhälfte immer mehr an Boden und fand erst die letzten 40 Meter in das Rennen. Aber da war schon alles entschieden. Die junge Südafrikanerin setzte sich klar mit 11,46 Sekunden vor der verbesserten Sina Kammerschmidt (11,61) durch. Vivian, die auf den letzten Metern alles gab und auch noch Boden gutmachte, konnte die Portugiesin Ferreira (11,95) einholen, aber nicht mehr überholen. So blieb ihr mit 11,95 Sekunden nur noch der vierte Rang, vor Anouk Ledermann (11,97), die bei der 60m-Marke noch deutlich vor ihr lief. Als Sechste lief van den Berg (12,15) ins Ziel.

Nach diesem verkorksten Start platzte der Traum vom B-Finale wie eine Seifenblase. Vivian konnte nur noch zusehen, wie sich ihre Konkurrentinnen in den beiden Endläufen verbesserten und die WM-Norm ein weiteres Mal erfüllten. Viola John (München) sicherte sich im A-Finale hinter Jingqi (Südafrika, 11,30) mit 11,57 Sekunden den zweiten Platz vor Sina Kammerschmidt (Worms, 11,58). Rosina Schneider (Sulz), die in diesem Jahr bereits die 100 Meter in 11,65 lief, wurde als Fünfte mit 11,69 Sekunden gestoppt. Im B-Finale erfüllten Laura Mier (Potsdam, 11,73) und Carolin Schlung (BSA, 11,76) als Dritte und Vierte ebenfalls die WM-Norm, so dass mit Nele Jaworski (Wolfsburg), die im 100m-Vorlauf nur 11,63 benötigte und Vivian Groppe insgesamt sieben U20-Sprinterinnen die WM-Norm für Kolumbien erfüllten, aber nur zwei für diese Strecke nominiert werden können.

Einen Tag später startete Vivian Groppe über 200 Meter und belegte hinter der überragenden Marlene Körner (Halle, 23,48), die damit Ansprüche auf den Titel in zwei Wochen in Ulm erhob, Millie King (Großbritannien, 24,01), Grace Tade (Frankreich, 24,09) und Desireé Regazzoni (Schweiz, 24,52) mit 24,59 Sekunden nur den fünften Rang.