Marburg - Auch gegen die Saarland Hurricanes sollte der erste Heimsieg der Marburg Mercenaries nicht gelingen. Am Ende mussten sich die Gastgeber am Sonntag im Spiel der in der German Football-League mit 14:28 geschlagen geben.

Marburgs Headcoach Augie Stevens hatte das Team erst während der Woche übernommen und konnte in dieser kurzen Zeit schon einen positiven Teamspirit verbreiten. Besonders die Abstimmung in der Offense wirkte deutlich besser als in den Spielen zuvor. Und wer weiß, wie dieses Spiel ausgegangen wäre, wenn Marburgs Starting Center Martin Aab nicht familiar verhindert gewesen wäre und der zweite Center Matthias Koch nicht gleich im ersten Drive mit einer Verletzung am Kreuzband vom Feld musste. So haben den Marburgern gleich zwei wichtige Leistungsträger in der Offensive Line gefehlt, die nicht kompensiert werden konnten. In der Folge hatte Quarterback Sonny Weishaupt mit teilweise zu tiefen Snaps zu kämpfen und musste auch mehrere Sacks hinnehmen. Seine Pässe fingen Niklas Fengler, Devon Smith und Aaron Seward für das Laufspiel sorgte der frisch zurückgekehrte Marcus Cox.

Gewohnt stark war wieder Marburgs Defense angeführt von ihrem Abräumer Amin Black, der mit einem harten Tackle auch einen Saarländer Ballverlust forcierte, den Eddy Gourgel sichern konnte. Überhaupt war das Spiel von zahlreichen Interceptions und Fumbles auf beiden Seiten geprägt. Für die Mercenaries fingen Sebastian Brand, Leon Pitzki und Lukas Hopf die Bälle des gegnerischen Quarterbacks ab. Der talentierte Hopf, der aus der Jugend der Bad Homburg gekommen war zeigt eine ganz starke Leistung in seiner ersten GFL-Saison.

Im ersten Quarter gingen die Gäste durch einen kurzen Lauf von Bijan Jelvani in Führung 0:7 (PAT Marvin Fuchs). Fuchs bewies sich auch als sicherer Receiver und fing einige Bälle von Quarterback Daniel Smith. Der schnelle und wendige Smith sorgte selbst oft mit seinen Läufen für Raumgewinn und Firstdowns und war so ein ständiger Gefahrenherd. Mit einem Touchdownpass auf Marian Menden erhöhte er auf 0:14. Für den nächsten Touchdown der Gäste sorgte der Routinier Benjamin Thompson mit einem Lauf zum 0:21.

Devon Smith fing kurz vor der Halbzeit einen Touchdownpass von Weishaupt zum 7:21. Kicker Lennard Treckmann traf auch in diesem Spiel wieder souverän.

Nach der Pause baute Thompson die Führung zum 7:28 weiter aus, aber die Marburger kämpften unermüdlich und Fengler sorgte mit seinem Fang in der Endzone nach Pass von Weishaupt für den 14:28 Endstand (PAT Treckmann). Trotz der erneuten Niederlage war die Stimmung bei den Spielern erstaunlich gut, denn sie haben den Spaß am Spiel wiedergefunden und hoffen auf weitere Fortschritte in den verbleibenden drei Spielen. Diese sollen jetzt unbedingt gewonnen werden, um sicher der Klassenerhalt zu schaffen und für einen versöhnlichen Saisonabschluss zu sorgen. Zur guten Stimmung der Spieler trug auch Stevens bei, der seine Jungs nach dem Spiel lobte: „Ich bin sehr stolz auf das Team. Ich wusste nicht, welche Atmosphäre mich hier erwarten würde und wurde positiv überrascht. Alle ziehen sehr motiviert mit und in dieser kurzen Zeit konnten wir schon einiges bewegen und für die Zukunft in die richtige Richtung lenken.“

Dass der Coach für eine neue positive Aufbruchstimmung sorgt bestätigt auch der Chef der Fieldcrew Matthias Amedick: „Ich bin jetzt schon so viele Jahre für die Vorbereitung des Spielfeldes verantwortlich. Seit damals Joe Roman ist Augie jetzt erst der zweite Headcoach, der sich persönlich bei uns vorgestellt hatte und sich für das gut markierte Spielfeld bedankte. Das war sehr beeindruckend.“


Joshua Mack verlässt Mercenaries vier Tage vor wichtigem Heimspiel

Große Überraschung für die Marburg Mercenaries. Stil – und wortlos hat Runningback Joshua Mack seine Sachen gepackt und sein Team vier Tage vor dem wichtigen GFL Heimspiel gegen die Saarland Hurricanes im Stich gelassen.

Mack zieht es in die European League of Football zu den Cologne Centurions, welche sich durch ihn trotz einem 2-5 Record noch Playoff Chancen erhoffen. Die Mercenaries hatten Mack erst nachträglich während der Saison nach der Verletzung von ihrem etatmäßigen Runningback Marcus Cox verpflichtet. Erstaunlich, dass Mack zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch auf dem Markt war und nicht schon eher von einem Team der European League of Football entdeckt wurde. Dort scheint man sich lieber an den Talenten aus der GFL zu bedienen, anstelle selbst eigenständig Arbeit in das aufwendige Scouting zu stecken. Der aktuell beste Runningback in dieser Liga Glen Toonga kommt ebenfalls aus der GFL, dort spielte er bei den Allgäu Comets und Dresden Monarchs. Und der MVP der letzten Saison, Quarterback Jakeb Sullivan wurde bereits 2018 von den Marburg Mercenaries in den USA entdeckt, 2019 gab er sein erfolgreiches Debüt in der GFL.    

„Solange Spieler nach einer Saison wechseln, ist das völlig legitim, ganz egal aus welchen Gründen. Aber dies mitten in der Saison zu tun und dann noch so plötzlich ist sehr fragwürdig und sagt einiges über die Geschäftsgebaren der handelnden Personen aus,“ so Michael Dalkowski, Sportdirektor bei den Mercenaries.

Schon vor einer Woche gab es einen ähnlichen Vorfall. Da verloren die Lübeck Cougars aus der GFL2 überraschend ihren Quarterback Jadrian Clark, der kurzfristig zu Düsseldorf Rhein Fire gewechselt war.

Pikanterweise hat Mack einen gültigen Vertrag mit den Mercenaries und keine Ausstiegsklausel für Angebote aus anderen Ligen. Ein Aufhebungsvertrag wurde auch nicht unterzeichnet.

Marburg Mercenaries Präsident Carsten Dalkowski ist Rechtsanwalt und wird jetzt die entsprechenden Schritte mit aller Konsequenz einleiten: „Das wird ein zivil- und strafrechtliches Nachspiel für Joshua Mack haben. Zum ersten Mal in meinen 30 Jahren Football in Marburg meint ein Spieler seinen Teil des Vertrages nicht erfüllen zu müssen und ohne Rücksprache einfach seine Koffer zu packen, um dann bei einem anderen Team in Deutschland weiterzuspielen. Er hat in den letzten Tagen durch sein Verhalten sowohl seinen Vertrag mit uns gebrochen als auch strafrechtlich relevantes Verhalten an den Tag gelegt. Ich kann nur jeden weiteren möglichen Partner vor diesem Spieler warnen. Auf ihn ist nicht Verlass. Unsere Forderungen gegen ihn belaufen sich auf einen mittleren vierstelligen Betrag, das ist für niemanden ein Pappenstiel und extrem ärgerlich.“

Enttäuscht ist Dalkowski aber nicht nur von Mack, sondern auch von den handelnden Personen bei den Centurions, namentlich General Manager David Drane und Headcoach Frank Roser. Roser war lange Jahre selbst als Coach bei den Munich Rangers, Ingolstadt Dukes, Munich Cowboys und der deutschen

Nationalmannschaft aktiv. Auch Drane kennt die Situationen in den organisierten Vereinen und im organisierten Sport bestens: „Auch die Organisation der Cologne Centurions (ELF) und die dort handelnden Personen wussten von diesem laufenden Vertrag bei uns und in welche Situation sie hier den Spieler ganz offensichtlich bringen. Einfach verantwortungslos, dass sie ihn weiter ganz offen zum Vertragsbruch geraten haben. Weit weg von der feinen englischen Art, aber leider gehört dieser Ton seit Beginn der European Football League zum selbst gewählten Credo der dortigen Verantwortlichen.“

Laut einem Facebook-Post läuft aktuell die vorletzte Woche der Wechselfristen in der European League of Football, eine offizielle Spielordnung dieser Liga ist zumindest öffentlich nicht zugänglich. So lange müssen noch andere GFL und GFL2 Teams damit rechnen, wichtige Spieler kurzfristig zu verlieren.