Melsungen - Auch der Radsport steckt in der Coronakrise. Einen Blick in seine Gefühlswelt gewährte uns Leonid Berlitz von der MT Melsungen. Hier sein eindrucksvoller Text "Quarntraining":

"Eigentlich hatte ich mir die Radrennen für die Saison schon rausgesucht. Die Vorfreude auf actiongeladene Rennen motivierte mich, den Winter über Tag für Tag aufs Rad zu steigen, um im Frühjahr gute Beine zu haben und mit meinem Team ganz vorne mitzufahren.

Leonid Berlitz (Foto: Herbert Margraf).Das laute Summen der Hochprofillaufräder im Peloton, das scharfe Knallen der Schaltungen, wenn Attacken gefahren werden, den beißenden Geruch nach verbranntem Gummi, wenn das Feld vor Kurven scharf abbremst und das Gefühl, für sein Team alles zu geben, wenn man sich mit Tunnelblick die Seele aus dem Leib tritt, fällt jetzt weg.

Nach einem Blick in unsere Nachbarländer verschwindet aber die Enttäuschung über die fehlenden Rennen und Dankbarkeit breitet sich aus. Denn wir können noch draußen trainieren.

Hält man sich vor Augen, dass Radfahrer auf der ganzen Welt wochenlang auf dem Heimtrainer sitzen mussten und müssen, nimmt man den Geruch nach Frühlingswald am Hausberg viel intensiver wahr. Den Wind in Abfahrten, der durchs Trikot weht, wird zum Hochgenuss; und zu spüren, wie die Conti-Mäntel einen sicher durch Kurven tragen, ist eine ganz besondere Freude.

Die durch den Wegfall der Radrennen gewonnene Zeit an den Wochenenden nutze ich für lange Ausfahrten durch meine Heimat. Jeden Tag lerne ich so nicht nur neue Straßen und Orte kennen, sondern ich entdecke auch die einfache Freude, auf einem Rad durch die Landschaft zu fliegen neu: Denn es wird mir ganz deutlich bewusst, wie sehr ich die Freiheit auf meinem Rad genieße!"