Melsungen - Nach drei Jahren Pause konnte der Turngau Fulda-Eder endlich wieder seine Einzelmeisterschaften austragen. Nachdem die Meisterschaften wegen Corona ausgefallen sind und die aktuelle Austragung noch unter Pandemiebedingungen geplant wurden, mussten die Wettkampfverantwortlichen zusätzlich Flexibilität beweisen.

Am Tag des Meldeschlusses wurde bekannt, dass die eigentlich vorgesehene Großsporthalle Neukirchen zur Flüchtlingsunterkunft umgewidmet wird. Der Wettkampf wurde nach Melsungen in die Christian-Bitter-Halle verlegt. Dort wurden seit mehr als 20 Jahren keine Meisterschaftswettkämpfe mehr ausgetragen, und eigentlich ist die Größe der Halle für Wettkämpfe nicht mehr zeitgemäß.

Da aber auch einige Wettkampfklassen als Qualifikation für Wettkämpfe auf Landesebene ausgeschrieben waren, gab es nur die Alternative zusammenzurücken. Eine erneute Absage stand nicht zur Diskussion, auch wenn die HTV-Wettkämpfe selbst derzeit in der Schwebe hängen, weil die vorgesehenen Hallen ebenfalls wegen der Flüchtlingssituation gesperrt sind.

Am Samstag waren die Jungen und Männer gefordert. Die sechs ausgeturnten Titel teilten sich SC Neukirchen (SCN) und MT Melsungen (MT) gleichmäßig auf. Im ersten Durchgang des Tages setzte besonders Leo Stolzenbach (SCN, P 4 – P 6) den Glanzpunkt. Bereits beim Pokalwettkampf im vergangenen November als starker Turner aufgefallen, gewann Leo fünf von sechs Geräten und somit auch in der Endabrechnung vor Carl Sieron (MT) – deutlicher als erwartet.

Im Nachmittagsdurchgang gingen sowohl die älteren Turner im Pflichtbereich als auch die Männer in der Kür an die Geräte. Aufgrund der Umstände war der Wettkampf nur als LK 3 ausgeschrieben, um den Herren die Notwendigkeit zu nehmen hohe Schwierigkeiten in die Übungen einzubauen. Dass darüber hinaus aufgrund von Krankheiten und Verletzungen das Teilnehmerfeld reduziert war, tat der Spannung keinen Abbruch.

Das Kopf-an-Kopf-Duell zwischen Daniel Brandt (SCN) und Jonathan Freiboth (MT) unterhielt das Publikum den ganzen Nachmittag lang. Besonders an Boden, Barren und Reck zeigten die beiden ihr Können, während sie sich am Sprung aufgrund des kurzen Anlaufes zurückhalten mussten. Jonathan setzte sich am Ende aufgrund von ausgeprägterer Wettkampferfahrung durch.

Cavit Aydin (MT), Sieger der P 5 – P8, erzielte mit 15,00 P am Sprung die höchste Wertung aller Pflichtübungen. In der P 5 – P 7 setzte sich Leon Tschuprina (MT) verdient durch. Obwohl er im Vorfeld ein wenig unter dem Radar der Trainer lief, verwies er seine beiden favorisierten Trainingspartner auf die Ränge 2 und 3.

Bei den Mädchen und Frauen war die Tendenz zum Kürturnen bereits vor der Pandemie erkennbar. Jetzt waren zum ersten Mal mehr Turnerinnen in der LK als in der Pflicht gemeldet. In der Pflicht wurde gerade einmal für drei von sieben ausgeschriebenen Wettkampfklassen gemeldet, während in der Kür nur die jüngste Wettkampfklasse der LK 4 unbesetzt geblieben ist.

Am Sonntagvormittag tat sich in der P 5 einmal mehr Karla Wagner (SCN) hervor, die sich nach starken Wettkämpfen im Nachwuchs vor der Pandemie nun endlich ihren ersten Meistertitel sicherte. Die höchste Gesamtpunkzahl in der Wettkampfform P erreichte die älteste Teilnehmerin, Jana Sophie Wenderlein (MT, P 6 – P 7) mit 43,85 Punkten. Malia Merz (SCN, P 4 – P 6) war stärkste Turnerin im größten Teilnehmerfeld des Wochenendes.

Im selben Durchgang wurde auch die LK 4 ausgetragen. Der jüngere der beiden Wettkämpfe (09 – 12 Jahre) war noch spannender zu verfolgen als der Wettkampf der Männer am Vortag. Zur Halbzeit des Wettkampfes trennte Finja Saul (MT) und Nele Pauli (SCN) gerade einmal die Winzigkeit von 0,05 Punkten. Erst als die letzte Übung geturnt war, stand fest, dass Finja das bessere Ende für sich hatte.

Den Glanzpunkt am Nachmittag setzte Nele Schmoll (MT, LK 2 18 Jahre u. älter). Die älteste und erfahrenste Teilnehmerin imponierte am Sprung mit einem beinahe abzugsfreien Handstützüberschlag und durfte die Goldmedaille mit dem besten Kürergebnis von 39,30 Punkten entgegennehmen.

Absolut unerwartet gewann Greta Hegenbart (SCN) die LK 2 14 – 16 Jahre. Mit 35,25 Punkten verwies sie ihre Vereinskameradinnen Patricia Klagholz und Lenja Liehr auf die Plätze 2 und 3. Da die Riegen vereinsweise eingeteilt waren, gab es ein Fernduell in der LK 3 12 – 14 Jahre zwischen zwei Turnerinnen, die sich am Ende etwas vom größten Teilnehmerfeld in dieser Wettkampfform absetzen konnten. Maya Josefine Kullinat (MT) sicherte sich den Titel, Greta Altmann (SCN) die Silbermedaille.

Obwohl sich der Wettkampf gut auf nur 288 m² durchführen ließ und die Zuschauer nah am Geschehen waren, hoffen wir, dass die nächsten Wettkämpfe dann wieder auf mehr Fläche ausgetragen werden können. Es ist entspannter, stressfreier und übersichtlicher für alle.


Unsere Meister:

LK 3, jahrgangsoffen: Jonathan Freiboth (MT), 45,40 P

P 5 – P 8, jahrgangsoffen: Anton Helwig (SCN), 54,70 P

P 5 – P 8, 15 Jahre u. jünger: Cavit Aydin (MT), 53,75 P

P 5 – P 7, 13 Jahre u. jünger: Leon Tschuprina (MT), 51,95 P

P 4 – P 6, 11 Jahre u. jünger: Leo Stolzenbach (SCN), 51,65 P

P 4, 09 Jahre u. jünger: Jakob Huck (SCN), 45,10 P

LK 2, 18 Jahre u. älter: Nele Schmoll (MT), 39,30 P

LK 2, 16/17 Jahre: Luna Grösch (MT), 37,50 P

LK 2, 14 – 16 Jahre: Greta Hegenbart (SCN), 35,80 P

LK 3, 12 – 14 Jahre: Maya Josefine Kullinat (MT), 36,90 P

LK 4, 09 – 12 Jahre: Finja Saul (MT), 37,10 P

LK 3, 18 Jahre u. älter: Lisa Bussiek (MT), 37,10 P

LK 3, 14 – 17 Jahre: Malin Bussiek (MT), 37,75 P

LK 4, 11 – 14 Jahre: Celina Werz (SCN), 35,00 P

P 6 – P 7, 13 – 15 Jahre: Jana Sophie Wenderlein (MT), 43,95 P

P 5, 12 Jahre u. jünger: Karla Wagner (SCN), 40,50 P

P 4 – P 6, 12 Jahre u. jünger: Malia Merz (SCN), 39,40 P

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Fotos und Bericht: Christian Khin