Bad Wildungen - Das Aussetzen des Spielbetriebes hat nicht nur Auswirkungen auf den sportlichen Bereich eines Vereins, er kann auch existenzbedrohend werden, denn sollte die Saison beispielsweise komplett abgesagt werden, drohen immense finanzielle Verluste. Die Einnahmen brechen fast ganz weg, aber die Kosten bleiben da. Spielergehälter sind da nur eins, auch die sportlichen Anlagen inklusive Vereinsheime müssen weiter unterhalten werden. Wir wollen in den nächsten Wochen bei den Klubs nachfragen, welche Folgen Corona für sie haben kann.

Heute gibt der Fußballobmann der SG Bad Wildungen/Friedrichstein Michael Neuhaus (57) Auskunft:


Hallo Herr Neuhaus, das Corona-Virus bestimmt ja zurzeit unseren Tagesablauf. Wie gehen Sie mit der Situation um?

Neuhaus: Ich habe meine sozialen Kontakte erheblich reduziert, pendele quasi nur noch zwischen Arbeit und zuhause und erledige gelegentlich die erforderlichen Einkäufe.


In der Bundesliga geht die Angst vor möglichen Insolvenzen um. Wie sieht die Situation bei unterklassigen Vereinen aus? Könnte die Lage für Ihren Klub bedrohlich werden?

Neuhaus: Da für jeden Verein ganz normale Betriebskosten bestehen und bedient werden müssen, hoffe ich auf die Solidarität der Mitglieder, den Jahresbeitrag zu entrichten, auch wenn, hoffentlich nur temporär, die Sportangebote von den Mitgliedern nicht genutzt werden können. Da zeigt sich die Solidarität und Identifikation mit einem Verein. Vereine sind mehr als nur Dienstleister, sie leisten enorm wichtige soziale Arbeit. Ich bin sicher, dass die Mitglieder des TV Friedrichstein sich dessen bewusst sind.


Können Sie Hilfe vom Staat oder HFV/DFB erwarten?

Neuhaus: Ich glaube, der Staat hat in dieser Situation andere Prioritäten. DFB und HFV können finanziell helfen, z. B. bei der Berechnung und den Strafen des Schiri-Solls, wenn die Saison abgebrochen wird. Viele Spieler sind, wenn nicht weitergespielt wird, ablösefrei, da ja in 2020 kaum Spiele stattgefunden haben. Auch da kann man zum Schutz der abgebenden Vereine Sonderregelungen treffen und die sog. „6-Monats-Frist“ aussetzen. Zudem hoffe ich auf eine sportlich faire Regelung für die aktuelle Saison. Nach meiner Auffassung keine Absteiger, es sei denn freiwillig, und ein- oder zwei Aufsteiger, also eine Erhöhung der Richtzahl.


Wird diese Saison noch mal gespielt werden?

Neuhaus: Ehrlich gesagt, nein. Das zeigen auch meine Antworten zur vorangegangen Frage. Wenn sich alle konsequent für einige Zeit an die neuen Verhaltensregeln halten, wird der Fußball auch wieder früher zu uns zurückkommen, aber nicht so früh, um die Saison 19/20 geregelt und fristgerecht zu Ende zu bringen. Wir können froh sein, wenn die nächste Saison sorgenfrei und geregelt beginnen kann.