Remsfeld - Das Aussetzen des Spielbetriebes hat nicht nur Auswirkungen auf den sportlichen Bereich eines Vereins, er kann auch existenzbedrohend werden, denn sollte die Saison beispielsweise komplett abgesagt werden, drohen immense finanzielle Verluste. Die Einnahmen brechen fast ganz weg, aber die Kosten bleiben da. Spielergehälter sind da nur eins, auch die sportlichen Anlagen inklusive Vereinsheime müssen weiter unterhalten werden. Wir wollen in den nächsten Wochen bei den Klubs nachfragen, welche Folgen Corona für sie haben kann.

Heute gibt der 1. Vorsitzende des TSV Remsfeld Stefan Kehr Auskunft.


Hallo Herr Kehr, das Corona-Virus bestimmt ja zurzeit unseren Tagesablauf. Wie gehen Sie mit der Situation um?

Kehr: Ich persönlich habe mich von Beginn an die Vorgaben und Anweisungen von der Bundes- und Landesregierung sowie an die Empfehlungen der Behörden und Sportverbände gehalten. Dies haben wir auch so in unserem Verein umgesetzt.


Stefan Kehr (Foto: privat).Welche Folgen könnte eine Einstellung des Spielbetriebes für diese Saison für Ihren Klub haben, sowohl sportlich als auch finanziell? Könnte die Lage für Ihren Klub bedrohlich werden?

Kehr: In sportlicher Hinsicht möchte man immer gern Fußball spielen und sich so für die nächste Saison qualifizieren. Wenn die Saison jedoch abgebrochen wird, muss man sehen, was die verantwortlichen Gremien entscheiden, wie man ab Sommer weitermacht. Bleibt es bei zwei A-Klassen, würden wir eine zweite Chance bekommen, um die Liga zu halten. Kommt es zum Abstieg wegen dem Platz zur Halbserie, wäre das ohne die verbleibenden Spiele ausgetragen zu haben, sehr ärgerlich. Egal was entschieden wird, es wird immer Gewinner und Verlierer geben.

In finanzieller Hinsicht sind wir ein Mehrspartenverein mit 960 Mitgliedern mit einem moderaten Familienbeitrag. Ich hoffe, dass es hier nicht zu massiven Austritten im Zuge der Krise kommt und uns so wichtige Einnahmen wegbrechen würden. Auch hier hoffe ich auf die Solidarität unserer Mitglieder - wie in guten und schlechten Zeiten!


Können Sie Hilfe vom Staat oder HFV/DFB erwarten?

Kehr: Der Staat und die Politik kümmern sich zurzeit erstklassig um die wichtigen Aufgaben für die Gesundheit der Bevölkerung und die Unterstützung der Wirtschaft und Betriebe. Dies ist wichtiger als die Sportvereine, wo der Spiel- und Trainingsbetrieb eh ruht, in dieser Phase zu unterstützen.

HFV/DFB werden sich erst einmal um wichtige Entscheidungen zum Spielbetrieb und Wechselmodalitäten kümmern müssen. Danach wird man sehen, was auch dort möglich ist.

Eine erste Hilfe für alle Vereine könnte ich mir durch den LSB Hessen vorstellen. Hier wurden vor kurzem Beiträge der Vereine eingezogen, die eventuell teilweise zurückgezahlt werden könnten.


Wird diese Saison noch mal gespielt werden?

Kehr: Ich denke nein. Wenn die DFL schon jetzt den Vorschlag macht, mit Geisterspielen ab Mai zu beginnen und ein Ende der Ausgangsbeschränkung für alle Menschen noch nicht absehbar ist, gibt es wichtigere Angelegenheiten als der mutwillige Spielbetrieb, wohlmöglich noch mit englischen Wochen, in unseren unteren Amateurligen.