Frielendorf - Das Aussetzen des Spielbetriebes hat nicht nur Auswirkungen auf den sportlichen Bereich eines Vereins, er kann auch existenzbedrohend werden, denn sollte die Saison beispielsweise komplett abgesagt werden, drohen immense finanzielle Verluste. Die Einnahmen brechen fast ganz weg, aber die Kosten bleiben da. Spielergehälter sind da nur eins, auch die sportlichen Anlagen inklusive Vereinsheime müssen weiter unterhalten werden. Wir wollen in den nächsten Wochen bei den Klubs nachfragen, welche Folgen Corona für sie haben kann.

Heute gibt der 1. Vorsitzende der SG Ohetal/Frielendorf Holger Kraft Auskunft.


Hallo Herr Kraft, das Corona-Virus bestimmt ja zurzeit unseren Tagesablauf. Wie gehen Sie mit der Situation um?

Kraft: Meine Kollegen und ich sind nun in der vierten Woche im Home-Office. Nach anfänglichen Schwierigkeiten funktioniert die Zusammenarbeit inzwischen gut. Ansonsten versuche ich, mich so oft wie möglich draußen zu bewegen und mit dem Rennrad zu fahren. Man muss sich mit den Umständen arrangieren und an die Maßnahmen halten. Wenn man telefoniert, merkt man aber schon, dass bei vielen Menschen die sozialen Kontakte fehlen. Die Gespräche dauern durchweg länger und es wird auch über mehr Privates gesprochen.


Welche Folgen könnte eine Einstellung des Spielbetriebes für diese Saison für Ihren Klub haben, sowohl sportlich als auch finanziell? Könnte die Lage für Ihren Klub bedrohlich werden?

Kraft: Noch ist die finanzielle Situation bei uns bei der SG Ohetal/Frielendorf entspannt. Wir haben aber auch schon darüber diskutiert, wie wir mit unseren Werbepartnern umgehen, die dafür bezahlen, dass ihre Werbebanden am Spielort um das Spielfeld stehen. Eine Patentlösung haben wir dafür noch nicht gefunden. Auf finanzieller Seite sehe ich die Gefahr eher gering. Kritischer wird es aus meiner Sicht, wenn die Trainings- und Spielpause noch länger anhält. Hier sehe ich die Gefahr, dass man Spielerinnen und Spieler verliert.


Können Sie Hilfe vom Staat oder HFV/DFB erwarten?

Kraft: Wie oben geschrieben ist die finanzielle Situation noch nicht angespannt und wir haben noch keine Gedanken an finanzielle Hilfe verschwendet.


Wird diese Saison noch mal gespielt werden?

Kraft: In England wurde bei allen Amateurspielklassen der Spielbetrieb abgebrochen und die Saison annulliert. Ich vermute, dass uns in den Amateurspielklassen ein ähnliches Schicksal trifft. Vor dem 19. April werden die Ausgangsbeschränkungen nicht gelockert, und selbst wenn es danach sofort wieder losgehen sollte, müsste den Vereinen aus meiner Sicht auch die Möglichkeit einer kurzen Vorbereitung gegeben werden. Ich glaube also tatsächlich nicht, dass die Saison 2019/20 zu Ende gebracht wird. Selbst ein Start nach den Sommerferien in die Saison 2020/21 sehe ich momentan skeptisch. Wenn die Pause aber so lange dauern sollte, sehe ich es als schwierig an, danach den Betrieb in allen Altersklassen wieder aufnehmen zu können.