Gummersbach - Viertes Spiel, vierte Niederlage - die Bundesliga-Handballer der MT Melsungen suchen seit der WM-Pause verzweifelt nach der Erfolgsspur. Beim bislang ebenfalls sieglosen VfL Gummersbach haben die Nordhessen eine deutliche 23:31 (11:18)-Niederlage kassiert. Damit schieben sich die Oberbergischen in der Tabelle an den Melsungern vorbei. Stichpunkte zur Partie in der mit 4000 Zuschauern gefüllten Schwalbe-Arena.

Das Personal

Kurzfristige Ausfälle gab es auf MT-Seite nicht zu beklagen. Lediglich Co-Trainer Arjan Haenen hat krankheitsbedingt die Fahrt ins Oberbergische nicht antreten können. Für ihn sprang Sportdirektor Michael Allendorf als Co-Trainer ein. Ansonsten: Die genesenen Kai Häfner und Dimitri Ignatow kehrten ins Team von MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo zurück.

Der Auftakt

Und es war auch gleich Kapitän Häfner, der nach einem Tempogegenstoß in der zweiten Minute für die Führung der Nordhessen sorgte. Hätte Timo Kastening kurz zuvor einen Siebenmeter nicht verworfen, hätte es sogar schon 2:0 aus MT-Sicht stehen können. Die Melsunger Führung währte aber nicht lang. Mit einem 4:0-Lauf drehten die Gastgeber das Spiel innerhalb von vier Minuten. Ex-MTler Ole Pregler traf ins verwaiste Tor von MT-Keeper Nebojsa Simic zum 4:1 (6.).

Die Abstimmungsprobleme

Was folgte, war so gar nicht nach dem Geschmack der mitgereisten Melsunger Fans. Die mussten mit ansehen, wie sich der Altmeister Stück für Stück absetzte. Bei den Gästen hingegen lief nichts zusammen. Kein Wunder, dass Parrondo bereits in der 12. Minute beim Stand von 3:7 die erste Auszeit nahm. Allein, es half nichts. Die zahlreichen technischen Fehler und Abstimmungsprobleme im Melsunger Angriff bestraften die Gastgeber umgehend. Bis zur Pausensirene baute der VfL seine Führung auf 18:11 aus.

Die zweite Hälfte

Wer auf Melsunger Seite gehofft hatte, in der zweiten Hälfte würden die Gäste ein anderes Gesicht zeigen, sah sich leider getäuscht. Ein Fehlwurf von Augustin Casado, ein verworfener Siebenmeter von Aidenas Malasinskas - es dauerte sechs Minuten, bis die MT ihren ersten Treffer nach der Pause markierte. Nach Kastenings Tor stand es allerdings schon 21:12 für Gummersbach. Parrondo fand später deutliche Worte: „Wir haben heute zu früh aufgegeben.“

Kurzum:

Der VfL und allen voran dessen Schlussmann Tibor Ivanisevic erwischten einen Sahnetag - die Melsunger einen gebrauchten. Die Gummersbacher demonstrierten eindrucksvoll, was mit Leidenschaft und Willen möglich ist. Die MT erwies sich hingegen als braver Gast und muss weiterhin auf den ersten Sieg in diesem Jahr warten. Die nun anstehende Länderspielpause kann nur guttun. (R. Lipke)


Stimmen zum Spiel:

Julius Kühn (MT Melsungen) …

… zum Spiel: „Egal, welche Bereiche man sieht, waren wir in jeder Hinsicht eine Klasse schlechter. Ob es die Emotionalität oder das Angriffsspiel war. Wir sind gar nicht so schlecht ins Spiel gestartet. Vorne haben wir die Lösungen nicht gefunden, aber in der Abwehr haben wir es gar nicht so schlecht gemacht. Nur vorne haben wir zu leicht die Bälle weggeworfen – und plötzlich liegt man mit fünf Toren hinten und weiß nicht mehr, wo das Tor steht.“

… zur Aufarbeitung: „Wir haben jetzt genügend Zeit, uns Gedanken zu machen, was wir alles falsch machen. So, wie es in den letzten Spielen bei uns lief, nagt das die ganze Zeit an einem. Wenn das immer so weiterläuft, ist das ein No-Go für alle, für den gesamten Verein. So können wir nicht weiterspielen. Wir müssen wieder zurück in die Spur finden.“

… zu Gesprächen: „Wir haben schon viele Gespräche miteinander geführt. Wenn man miteinander redet, denkt man, dass man die Probleme im Griff hat. Wie dann so ein Ergebnis zu Stande kommt, weiß ich nicht. Wir haben uns die Woche fast mit dem gesamten Verein versammelt und darüber geredet. Wir sind guten Mutes hierhergefahren. Bei dem Ergebnis fehlen mir die Worte.“


Michael Allendorf (Sportdirektor MT Melsungen) …

… zum Spiel: „Schwer anzuschauen.“

… zu den Gründen: „Direkt nach dem Spiel fallen mir wenige ein – nur dass ich eine Mannschaft gesehen habe, die von Anfang an total verunsichert und von der Rolle war. Jetzt müssen wir herausfinden, woran das liegt.“

… zu Gesprächen: „Wir müssen versuchen, irgendeine Lösung zu finden. Es kann so nicht weitergehen. Mit diesen Ergebnissen muss man einiges hinterfragen.“

… zum Trainer: „Der Trainer macht einen guten Eindruck. Ich bin bei fast jedem Training dabei. Ich weiß, was die Jungs trainieren. Ich weiß auch, dass im Training einiges funktioniert, aber wir bekommen es im Spiel nicht umgesetzt. Da ist der Trainer der letzte, der dafür verantwortlich ist.“

… zur Tabellensituation: „Wir stehen nicht da, wo wir gerade stehen wollen.“


Sky Experte Stefan Kretzschmar …

… zu Melsungen-Sportdirektor Michael Allendorf: „Der Satz, dass der Trainer der letzte ist, der dafür verantwortlich ist, ist Quatsch. Natürlich ist er der Hauptverantwortliche für die Ausrichtung einer Mannschaft. Dass er nicht der Alleinverantwortliche ist, ist klar. Aber er ist auf jeden Fall nicht der letzte der Verantwortlichen.“


Gummersbach: Ivanisevic (13 Paraden), Norsten (1 P.) – Ohl 1, Vidarsson 1, Kodrin 2, Köster 3, Blohme 6/1, Schroven, Häseler, Schluroff 2, Pregler 5, Styrmisson, Kiesler 1, Stüber, Jansen 3, Zeman 7 – Trainer: Gudjon Valur Sigurdsson.

Melsungen: Simic (6 P.) , Morawski (5 P.) – Kühn, Malasinskas 2/2, Casado 2, Ignatow, Beekmann, Drosten, Jonsson 2, Arnarsson 2, Gomes 3, Kalarash 4, Häfner 4, Fuchs 1, Kastening 3/2, Mandic – Trainer: Roberto Garcia Parrondo.

Schiedsrichter: Lucas Hellbusch (Trebur) / Darnel Jansen (Trebur)

Zeitstrafen: 6 Min. – 6 Min; Rot: Kalarash (MT/3. Zeitstrafe)

Siebenmeter: 1/1 – 4/6 (Kastening verwirft (2.); Malasinskas scheitert an Norsten(33.))

Zuschauer: 4000, Schwalbe Arena, Gummersbach


Das nächste Spiel:

So., 19.03.23, 14:00 Uhr, MT Melsungen – THW Kiel, Rothenbach-Halle Kassel