Kassel - Welch ein Krimi und welch ein Kampf! Die MT Melsungen hat auch ihr zweites Saisonspiel in der Handball-Bundesliga gewonnen. Am Samstagabend bezwangen die Nordhessen den SC DHfK Leipzig 28:27 (14:15).

Und diese Partie vor 2831 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle war wahrlich nichts für schwache Nerven. Erst in den dramatischen Schlussminuten wendete die wild entschlossene Mannschaft von Trainer Roberto Garcia Parrondo das Spiel zu ihren Gunsten.

Fragen und Antworten zum zweiten Saisonspiel der MT:

Wie verlief die Begegnung?

Für Partien wie diese gibt es die Bezeichnung Kampfspiel – oder auch Krimi. Beide Teams schenkten sich nichts. Es ging hin und her. Mehr als zwei Treffer Vorsprung sprangen weder bei den Gastgebern noch bei den Gästen aus Sachsen heraus.

Obwohl sie fast die gesamte zweite Halbzeit hinten lag, gab sich die MT nie auf, zeigte eine tolle Moral und drehte das Spiel in einer Schlussphase, die ohne Weiteres das Prädikat dramatisch verdiente. Die letzten zehn Minuten hatten es in sich, kaum einen hielt es noch auf seinem Sitz.

Mit einem Doppelschlag von Dainis Kristopans glichen die Melsunger zum 24:24 aus (54. Minute), lagen vier Minuten vor Schluss beim 27:25 sogar zwei Tore vorn. Doch auch Leipzig kam wieder zurück. Nach Lukas Binders Treffer stand es 27:27 (58.), David Mandic brachte die MT wieder in Führung. Noch eine Minute. Auszeit MT. Ballverlust. Zeitstrafe gegen Kristopans. Sechs Sekunden auf der Uhr. Schlusssirene. Freiwurf Leipzig – ohne Erfolg. Feierabend. Durchatmen.

Wer war der Spieler des Spiels?

Dainis Kristopans auf Seiten der MT. Der Melsunger Neuzugang spielte fast die kompletten 60 Minuten durch, stand stabil in der Abwehr und erzielte vorn zehn Treffer. Das kann sich sehen lassen.

Gab es so etwas wie einen Schockmoment?

In der ersten Hälfte, es waren noch keine zehn Minuten gespielt, hielt sich Elvar Örn Jonsson mit Schmerz verzerrtem Gesicht die linke Schulter. Der Isländer, der am vorherigen Wochenende gegen Göppingen so groß auftrumpfte, musste erst einmal auf die Bank und kam im Verlauf der ersten Hälfte nicht mehr zum Einsatz. Aber Entwarnung: Nach der Pause stand der 26-Jährige wieder für die MT auf der Platte.

Gab es einen besonderen Moment?

Allerdings. Der Videobeweis feierte Premiere in der Kasseler Rothenbach-Halle – und das gleich im Doppelpack in der 44. Minute. Zunächst überprüften die Unparteiischen eine Szene, in die Timo Kastening verwickelt war, und nur 20 Sekunden danach ein Foul von Adrian Sipos. Der Ungar im Trikot der Nordhessen erhielt zwei Minuten, wurde allerdings nicht disqualifiziert. Nun ja, während der Überprüfungsphase skandierten die Fans „Zeitspiel“ – auch ein Statement zum Thema Videobeweis.

Apropos Fans: Wie war die Stimmung?

Wie schon zur Saisonpremiere sorgten die Zuschauer für eine fantastische Atmosphäre. Der Funke zwischen Mannschaft und Fans scheint überzuspringen. Zumal die Hausherren aufopferungsvoll gekämpft haben. Auch wenn die eine oder andere Aktion im Angriff misslang – an der Melsunger Einstellung und Körpersprache gab es nichts zu meckern.


Stimmen zum Spiel:

MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo sagte: „Es war ein hartes Spiel, und ich bin sehr zufrieden mit dem Sieg. Heute war sicher nicht unser bester Tag, die Partie war manchmal kompliziert. Jetzt möchte ich, dass alle diesen Sieg genießen.“

Leipzigs Trainer Runar Sigtryggsson sagte: „Es war heute intensiv und spannend. Wir haben gekämpft, aber ich bin enttäuscht, dass wir keinen Punkt mitgenommen haben. Gerade in den letzten zehn Minuten waren wir nicht clever genug. Da hatten wir zu viele Ballverluste.“


Statistik:

MT Melsungen: Simic (9 Paraden / 26 Gegentore), Morawski (0 P. / 1 G.); Kühn 1, Balenciaga 4, Mandic 2, Sipos 1, Kristopans 10, Ignatow, Moraes 1, Drosten, Jonsson 1, Arnarsson 1, Martinovic 1/1, Kastening 5/4, Pavlovic 1 - Trainer Roberto Garcia Parrondo.

SC DHfK Leipzig: Säveras (9 P. / 25 G.), Ebner (1 P. / 3 G.); Runarsson, Ernst, Witzke 6, Binder 1, Klima 1, Mamic, Preuss 4, Sunnefeldt, Gebala, Strosack 4, Matthes 1, Semper 3, Sajenev, Kristjansson 7/3 - Trainer Runar Sigtryggsson.

Schiedsrichter: Julian Fedtke (Berlin) / Niels Wienrich (Berlin); DHB-Spielaufsicht: Thorsten Zacharias

Zeitstrafen: 14 – 2 Minuten (Sipos 4:18/43:53, Moraes 17:38, Pavlovic 22:22, Kristopans 24:53/59:54, Mandic 38:40 – Kristjansson 25:50)

Strafwürfe: 6/5 – 4/3 (Martinovic scheitert an Ebner 28:48 - Kristjansson per Heber an die Latte 49:17)

Zuschauer: 2.831 in der Rothenbach-Halle, Kassel.


Hier die Tabelle:


Lemke erhält weitere Funktion bei der MT

Finn Lemke (Foto) übernimmt bei der MT Melsungen zusätzliche Aufgaben. In Zukunft wird der Ex-Profi als Markenbotschafter des Handball-Bundesligisten fungieren.

An Lemkes bisheriger Tätigkeit bei der MT ändert sich nichts – er kümmert sich als Koordinator um den Kinderhandball. Zudem trainiert der 31-Jährige weiterhin die Finn Lemke (Foto: Alibek Käsler).D-Jugend des Vereins. Vielmehr soll der Europameister von 2016 zu unterschiedlichsten Anlässen als Gesicht der MT in Erscheinung treten und den Klub nach außen repräsentieren.

Dazu zählen beispielsweise Pressetermine und Treffen mit Sponsoren, aber auch die Arbeit mit den Kooperationspartnern der MT. „Wir sind sehr froh, dass wir Finn Lemke in weitere wichtige Funktionen einbinden können“, sagt Andreas Walde. Lemke sei Sympathieträger, „der wie kaum ein anderer die Marke MT verkörpert“, ergänzt der MT-Vorstand.

Darüber hinaus bezeichnet Walde den ehemaligen Abwehrhünen als Integrationsfigur gerade auch mit Blick auf die eigene Jugendarbeit. „Außerdem identifiziert sich Finn komplett mit dem Verein und der Region.“ Und nicht zuletzt profitiere der Verein von Lemkes hoher Handball-Expertise – nicht ohne Grund sei er in den Trainerstab der U16/17-Nationalmannschaft berufen worden. Walde: „Es gibt für die MT keinen besseren Markenbotschafter als Finn Lemke.“

Lemke blickt mit Zuversicht seiner zusätzlichen Tätigkeit entgegen. Er spricht von einer tollen und reizvollen Aufgabe: „Ich freue mich, dass ich unterstützen und die MT nach außen repräsentieren kann.“