Bad Sooden-Allendorf - Bei den nordhessischen Hallenmeisterschaften in Bad Sooden-Allendorf hatten Vivian Groppe (Frauen) und ihr Trainingspartner Niclas Dittmar (U20) keine Mühe, ihrer Favoritenrolle über 60 Meter gerecht zu werden.

Obwohl Vivian nach den Weihnachtsferien ihre Hallensaison für beendet erklärt hatte und die folgenden Wettkämpfe unter dem Hallendach nur als Training unter Wettkampfbedingungen ansieht, nahm sie trotz des eingeschränkten Trainings an den nordhessischen Hallenmeisterschaften in Bad Sooden-Allendorf teil und verteidigte souverän ihren 60m-Sprinttitel bei den Frauen.

Vivian Groppe und Niclas Dittmar. (Foto: KJ Peters)Während sie sich im ersten Vorlauf mit 7,88 Sekunden vor Leonie Frank (Kassel, 8,15) und Carolin Klupsch (Vellmar, 8,38) durchsetzte, qualifizierte sich im zweiten Vorlauf Lilly Müller (Großenritte) mit 8,07 Sekunden vor Therese Kistner (Geismar, 8,74). „Ich wäre gern unter 7,80 geblieben, aber es sollte nicht sein", sagte die 18-Jährige nach dem 60m-Finale, das sie mit 7,81 Sekunden vor Lilly Müller (8,04 sec.) und Leonie Frank (8,08 sec.) gewann. Bei den letzten nordhessischen Hallenmeisterschaften, die 2020 ausgetragen wurden, sicherte sich die damals 15-Jährige den Titel bei den Frauen mit 7,88 vor Carolin Klupsch (7,93 sec.) und kürte sich zur jüngsten Titelträgerin in der Frauenklasse.

Obwohl sich bei Vivian Groppe nicht alles um das Laufen dreht, lief es bei ihr bis Weihnachten 2022 sehr gut. Bedingt durch die milden Temperaturen konnte sie bis Anfang Dezember im Melsunger Stadion trainieren und bestach mit Zeiten, die einiges für die deutschen Hallenmeisterschaften versprachen.

In der Weihnachtswoche absolvierte sie ohne spezielle Vorbereitung einen Kontrollwettkampf am Olympiastützpunkt in Magdeburg un beeindruckte mit einer 60m-Zeit von 7,63 Sekunden. Noch besser war ihre Leistung im Langsprint über 150 Meter, wo sie mit 18,28 Sekunden Chelsea Kadiri (18,36) besiegte. Die Lokalmatadorin und Future-Athletin des DLV hatte vier Monate vorher mit 11,50 Sekunden die Silbermedaille bei der U18-EM über 100 Meter gewonnen. Die amtierende deutsche U20-Hallenmeisterin Lara-Noelle Steinbrecher (ebenfalls Magdeburg) belegte damals über 150 Meter mit 18,64 Sekunden den dritten Platz.

Durch den Kälteeinbruch in den letzten Wochen mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt waren für Vivian im schneebedeckten Waldstadion Langsprints und Steigerungsläufe nicht mehr möglich. Für Fahrten zum Olympiastützpunkt nach Frankfurt, Dortmund oder Erfurt, wo eine 200m-Rundbahn vorhanden ist, hätte sie für das Training über sechs Stunden Zeit investieren müssen. Dieser Aufwand wäre für die Athletin und ihren Trainer zu groß gewesen. So trainierte sie einmal pro Woche auf der 60m-Bahn in Baunatal und zweimal wöchentlich ohne Spikes in der Melsunger Stadtsporthalle, in der nur Sprints bis 50 Meter möglich sind. Bereits bei den hessischen U20-Meisterschaften machte sich das fehlende Training bemerkbar. Vivian wurde zwar über 200 Meter Vizemeisterin, blieb aber mit 25,53 fast eine Sekunde hinter ihrem Leistungsvermögen vom Dezember zurück.

Wenngleich sie beim Sieg in Bad Sooden-Allendorf mit 7,81 um einiges langsamer war als zu Saisonbeginn in Magdeburg, wird sie bei den deutschen U20-Hallenmeisterschaften in Dortmund dabei sein. „Ich hoffe, dass es in den nächsten Tagen wärmer wird, damit ich noch einige Läufe auf der Bahn durchführen kann“, sagte Vivian, die eine beeindruckende Willenskraft und Zielstrebigkeit besitzt. „Ich peile in Dortmund für Vivian den 60m-Zwischenlauf an und hoffe auf eine TOP-15-Platzierung über 200 Meter. Mehr ist nach einer solchen Vorbereitung nicht drin“, sagte Alwin Wagner.

Unter diesen Bedingungen hatte auch ihr Trainingspartner Niclas Dittmar zu leiden. Der 17-Jährige, der beim Weihnachtskriterium 2022 in Stadtallendorf seine 60m-Hallenbestzeit von 7,68 auf 7,34 drücken konnte und sich über 200 Meter auf gute 23,04 Sekunden verbesserte, setzte sich bei den nordhessischen Hallenmeisterschaften über 60 Meter mit 7,45 Sekunden deutlich vor Maximilian Lapp (LG Alheimer, 7,58 sec.) durch. Der Melsunger Gymnasiast war mit seiner Zeit zufrieden, obwohl seine Formkurve durch die ungünstigen Trainingsbedingungen nach unten zeigt. „Ich hoffe, dass ich im Sommer meine Ziele realisieren kann“, sagte Niclas, der nach seinem Sieg bei den Kreishallenmeisterschaften nun auch der schnellste jugendliche Sprinter in Nordhessen ist.