Melsungen/Gelnhausen - Zwei Tage nach der Rückkehr von einer Klassenfahrt aus Berchtesgaden möchte Luis André wieder in das Wettkampfgeschehen einsteigen. Und diese Rückkehr zum Wettkampfsport geschieht nicht bei einem „Dorfsportfest“, sondern gleich bei den hessischen Schülermeisterschaften. Ob er an diesen Titelkämpfen teilnimmt, wird ein Test im Melsunger Waldstadion einen Tag vor den U16-Titelkämpfen in Gelnhausen zeigen.

Deutschlands Nummer eins in der U14 des Jahres 2018 im Kugelstoßen (16,30 m) und Diskuswerfen (55,38 m), zog sich in den Osterferien eine langwierige Schulterverletzung zu, als er bei einem Kader-Lehrgang in Kienbaum im glatten Diskuswurfring ausrutschte und dabei unglücklich auf seinen Wurfarm stürzte. Auf ärztliche Anordnung musste er mehr als vier Wochen mit dem Training aussetzen. Auch an ein leichtes Stoß-, Wurf- und Krafttraining war nicht zu denken. Durch das verstärkte Sprint- und Sprungtraining zog sich Luis, der in der Halle Luis André möchte nach einer Verletzungspause wieder in das Wettkampfgeschehen einsteigen.(Kugel) und bei den Winterwurfmeisterschaften in Frankfurt auch das Diskuswerfen souverän beherrscht hatte, eine Zerrung im Oberschenkel zu, so dass er im Training zum Zuschauen verurteilt war. Bei den Regionalmeisterschaften und den Landestitelkämpfen im Blockwettkampf Wurf, musste er auf den Start verzichten.

„Ich war Anfang April schon gut in Form, denn nicht nur der Diskus flog über 50 Meter, auch die Kugel konnte ich an die 15m-Marke stoßen. Für den Blockwettkampf hatte mein Trainer über 2600 Punkte ausgerechnet. Ich weiß nicht, wo ich mit meinen Leistungen stehe, hoffe aber, dass am Wochenende meine Schulter hält“, sagte Luis, der am 22. Mai zu einer achttägigen Klassenfahrt nach Berchtesgaden aufbrach und wie Vivian Groppe (Sprint) sowie Maybritt Böttcher (800 m) erst zwei Tage vor den Landesmeisterschaften zurückkam. „Ich denke immer positiv, auch wenn diese Meisterschaften unter keinem guten Stern für die Melsunger Medaillenanwärter stehen“, sagte Wagner, der für seine Schützlinge bereits die süddeutschen Meisterschaften am 22. Juni in Koblenz im Visier hat.


Der Ausblick auf die erfolgreichsten MT-Starter in Gelnhausen

In den letzten beiden Jahren legte Luis Andre im Kugelstoßen und Diskuswerfen eine einmalige Erfolgsserie hin, denn In seinen mehr als 60 Wettkämpfen ist der 14-Jährige in seiner Altersklasse deutschlandweit noch unbesiegt. Sollte er in Gelnhausen schmerzfrei bleiben, wären zwei weitere Landestitel die logische Folge. Wer könnte gegen ihn im Kugelstoßen am ehesten bestehen? Nach der jüngsten Steigerung von Moritz Hinrichsen auf 13,78 Meter, könnte das Mehrkampftalent aus Weißkirchen dem erfolgsverwöhnten Melsunger einen Strich durch die Rechnung machen. Alle weiteren zehn gemeldeten Athleten kamen in diesem Jahr nicht annähernd an die 13m-Marke. Auch im Diskuswerfen überzeugte Luis bei den nordhessischen Winterwurfmeisterschaften am 7. April in Twiste und ließ seine Scheibe auf 47,96 Meter segeln. Mit dieser Leistung führt er die deutschen M14-Bestenliste an. Ob er an diese Weite herankommt, steht noch in den Sternen. Seine Fans drücken ihm die Daumen, dass er schmerzfrei bleibt und mit Glanz und Gloria diesen Wettbewerb übersteht.

Auch Vivian Groppe, die erkältet von der Klassenfahrt aus Berchtesgaden zurückkam, ist in der Lage, zwei Medaillen an diesem Tage zu gewinnen. Bei den Regionalmeisterschaften der U16 verbesserte die 14-Jährige im 100m-Vorlauf die hessische Jahresbestzeit der W15 von Carolin Schlung (SSC Bad Sooden-Allendorf) auf 12,25 Sekunden. Bei den hessischen U18-Meisterschaften in Kassel egalisierte das Sprinttalent vom Schulsport-Club diese Zeit und bestätigte diese gute Leistung am Abend vor Christi Himmelfahrt mit 12,32 Sekunden beim Vivian Groppe hofft auf zwei Medaillen in Gelnhausen.internationalen Abendsportfest in Osterode. Welche Rolle spielt Mira Baus (Schlüchtern)? Die HLV-Kaderathletin, die sich im Vorjahr den Titel sicherte, hat in dieser Saison ihre Karten noch nicht aufgedeckt. Im Kasseler Auestadion legte sie letzte Woche die 100 Meter in 12,53 Sekunden zurück. Hinter diesem Spitzentrio Schung-Groppe-Baus wird sich in den Zwischenläufen entscheiden, wer für das Finale am ehesten in Frage kommt: Auf Rang vier wird Melina Höfer vor Sabrina Berndl (Wehrheim) und Linnea Hinz (Kassel) erwartet.

45 Minuten nach dem 100m-Finale wird für die U16 der Endlauf über 300 Meter gestartet. Vivian Groppe setzte bei den Regionalmeisterschaften mit ihren 41,38 Sekunden den Maßstab auf dieser Strecke für die bisherige Saison. Sie konnte nach ihrem Sieg bei den hessischen Hallenmeisterschaften (42,98) bei ihren ersten Freiluftstarts in dieser Saison da anknüpfen, wo sie in der Halle aufgehört hatte. Reicht das für die angeschlagene Schülerin aus Beiseförth gegen Amelie Wachsmuth (SSC Bad Sooden-Allendorf), die ihr beim Heimspiel in der Werrastadt lange Widerstand leisten konnte und mit 41,92 Sekunden auf Rang zwei der Meldeliste liegt? In diese Betrachtung muss auch Nele Kühn einbezogen werden. Die Langsprinterin der LG Eintracht Frankfurt, die bereits im Vorjahr diese Strecke in 42,25 Sekunden zurücklegte und wie Mira Baus vom Hessischen Leichtathletik-Verband in den D-Kader berufen wurde, lief Anfang Mai in Wetzlar 42,01 Sekunden. Eine gute Vorstellung darf man auch von Rebecca Betz (Gelnhausen) und Mira Baus erwarten, denn beide liefen in dieser Saison ebenfalls schon unter 44 Sekunden.

Niclas Dittmar peilt das 100m-Finale der M14 bei den Landesmeisterschaften in Gelnhausen an.Bei den Schülern könnte Niclas Dittmar (Melsungen) den Vor- und Zwischenlauf überstehen und sich für das 100m-Finale der M14 qualifizieren. Aber der noch 13-Jährige scheint den Ernst der Sache noch nicht verstanden zu haben. Während die Konkurrenz vier bis fünfmal in der Woche trainiert, kam Niclas in den letzten zwei Wochen nur dreimal zum Sprinttraining. „Das ist schade, denn Niclas hat das Talent, Moritz Hinrichsen, Alexander Kranitz (Pfungstadt) und Aaron Amenta (Groß-Gerau), die bei guten Bedingungen die 100 Meter unter zwölf Sekunden laufen können, Paroli zu bieten. Aber mit dieser Trainingseinstellung kann man nichts erreichen“, sagte Wagner, der auch Felix Krause nicht unterschätzt und den Schüler aus Wetzlar ebenfalls als Medaillenanwärter einbezieht. Die nordhessische Troika mit Niclas Dittmar, Maximilian Lapp (LG Alheimer) und Luca Scafiddi (Reinhardswald) könnten sich mit Zeiten unter 12,50 Sekunden für das Finale qualifizieren.

Bei den gleichzeitig stattfindenden U20-Meisterschaften startet Lynn Olson über 400 Meter. Auf dieser Stadionrunde demonstrierte letztes Wochenende Alisha Zwergel (Flieden) ihre Sonderstellung, als sie sich im Kasseler Auestadion den Meisterwimpel bei den Frauen mit 57,91 Sekunden holte. Lynn Olson belegte bei dieser Meisterschaft mit 64,05 Sekunden den neunten Platz. In Gelnhausen peilt die 18-Jährige eine 63er-Zeit und im Duell mit Lea-Marie Reiss Rang sieben an.


Text und Fotos: Alwin J. Wagner